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Polizisten in Berchtesgaden setzen die Corona-Beschränkungen durch.
© Peter Knebel/dpa
Update

Ausgangsbeschränkungen, Schulschließungen: Lockdown ist in Kraft - diese Regeln gelten im Berchtesgadener Land

Seit Dienstag ist das öffentliche Leben im Kreis Berchtesgadener Land heruntergefahren. Auch Hunderte Feriengäste in Bayern sind betroffen.

Angesichts extrem gestiegener Corona-Zahlen gelten im gesamten Landkreis Berchtesgadener Land seit Dienstag, 14 Uhr, strikte Corona-Beschränkungen, die einem Lockdown gleichkommen. Die Beschränkungen im Überblick:

  • Ausgangsbeschränkungen: Das Verlassen der eigenen Wohnung ist ab Dienstag nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe erlaubt. Dazu zählen beispielsweise die Ausübung beruflicher Tätigkeiten, nötige Einkäufe, aber auch Sport und Bewegung an der frischen Luft.
  • Restaurants und andere Freizeiteinrichtungen müssen schließen. Restaurants dürfen aber Essen zum Mitnehmen verkaufen.
  • Schulen und Kitas werden geschlossen. Es soll lediglich eine Notbetreuung geben, wie Landrat Bernhard Kern sagte. 
  • Auch alle Veranstaltungen werden untersagt. Eine Ausnahme soll es aber geben: Weiterhin sollen Gottesdienste erlaubt sein. 
  • Hotels müssen ebenfalls schließen, außer für Übernachtungen für Geschäftsreisende.

Es sind bayernweit die ersten Ausgangsbeschränkungen seit mehreren Monaten. Die Beschränkungen gelten seit Dienstagmittag zunächst für zwei Wochen.

Nach Angaben von Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber lag im Landkreis die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei 272,8. Alleine seit Sonntag habe es 57 Neuinfektionen gegeben. Das Robert Koch-Institut hatte am Montag für den Landkreis noch eine Sieben-Tage-Inzidenz von 252,1 gemeldet - das war zunächst ein bundesweiter Rekord.

Laut Landrat Bernhard Kern nimmt auch die Zahl der Covid-19-Erkrankten im Krankenhaus zu. „Die Covid-Patienten werden mehr. Und das Krankenhaus in Bad Reichenhall ist natürlich gefordert“, sagte der CSU-Politiker dem Bayerischen Rundfunk am Dienstag. An den Kapazitätsgrenzen sei das Krankenhaus aber nicht. 13 Patienten werden in Kliniken behandelt. 

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Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) bei der Verkündung der Lockdown-Maßnahmen. 
Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) bei der Verkündung der Lockdown-Maßnahmen. 
© Peter Kneffel/dpa

Kern hofft durch die Maßnahmen auf mehr Normalität nach den Herbstferien. „Die Herbstferien werden nicht so sein, wie wir uns das eigentlich wünschen“, sagte er. Für Tourismus und Wirtschaft stellten die Maßnahmen natürlich extreme Einschnitte dar. „Mir ist das Wichtigste, dass wir die Gesundheit in den Vordergrund stellen, daher auch die Beschränkungen.“

Söder sagte, die Maßnahmen würden einem „Lockdown entsprechen“. Der Ministerpräsident hatte bereits am Montagvormittag angekündigt, das öffentliche Leben dort herunterzufahren. „Anders geht es nicht“, sagte er. 

„Die Kontakte können dort nicht mehr verfolgt werden, also müssen Kontakte fundamental beschränkt werden - was Veranstaltungen betrifft, was Kontakte nach draußen betrifft“, so Söder. Es werde sehr konsequent und sehr deutlich reagiert werden. „Es wird das härteste Protokoll sein, dass wir jetzt an der Stelle haben werden.“

Hunderte Feriengäste zur Abreise gezwungen

Die strikten Ausgangsbeschränkungen haben am Dienstag auch Hunderte Feriengäste zur Abreise gezwungen. Die Berchtesgadener Land Tourismus schätzte die Zahl der Gäste, die in der Bergidylle rund um Watzmann und Königssee teils die Herbstferien verbringen wollten, auf knapp 2500. 

Der Sommer sei zwar für manche Beherbergungsbetriebe sogar besser gelaufen als das Vorjahr, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Aber: „Teilweise sind noch nicht mal die Schäden aus dem Frühjahr kompensiert.“ Der Lockdown hatte damals Hoteliers und Gastgebern schwere Einbußen gebracht.

Für die nächste Zeit gebe es nicht viele Stornierungen - denn die meisten Gäste hätten sich ohnehin mit langfristigen Planungen zurückgehalten. Wie sich die hohen Zahlen und die Ausgangsbeschränkungen dauerhaft auswirkten, hänge nicht zuletzt davon ab, „wie lange das dauert und wie groß der Imageschaden ist.“

Bayerns Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) hat den abreisenden Urlaubern im Zweifel Corona-Tests nahegelegt. Es sei die Verantwortung jedes einzelnen, sich zu überlegen, wo er einer möglichen Ansteckungsgefahr ausgesetzt war, und sich sicherheitshalber testen zu lassen, sagte Herrmann am Dienstag. 

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verteidigte die Entscheidung am Dienstag. Die Infektionszahlen dort seien fünfmal so hoch wie tolerabel. "Deshalb habe ich größten Respekt vor den Verantwortlichen vor Ort", sagte der CDU-Politiker zu RTL/ntv. 

Auslöser der Infektionswelle war wohl auch eine Party

Der habe Respekt vor dem Landrat, Bürgermeister, aber auch vor der bayerischen Staatsregierung, weil sie schnell und umfassend gehandelt hätten, so Altmaier: "Damit helfen sie uns, einen allgemeinen Lockdown in ganz Deutschland zu verhindern."

Der Landkreis ist mit einer Bevölkerungsdichte von 126 pro Quadratkilometer vergleichsweise dünn besiedelt. Wie es zu der Infektionswelle kommen konnte, ist nicht genau geklärt. „Ausgangspunkt war auch wieder eine entsprechende Party“, sagte Söder. Möglicherweise kommen weitere Infektionsherde infrage.

Das Berchtesgardener Land ist zum Corona-Hotspot geworden, nun muss das Alpenidyll in den Lockdown gehen.
Das Berchtesgardener Land ist zum Corona-Hotspot geworden, nun muss das Alpenidyll in den Lockdown gehen.
© dpa

Söder kündigte auch an, dass Polizei und Ordnungsbehörden in Bayern verstärkt auf die Durchsetzung der Regeln achten werden. „Wir gehen davon aus, dass 90 Prozent der Bevölkerung sich daran hält“, sagte Söder. 

„Es gibt aber auch einige, die das nicht tun“, fügte er hinzu und nannte illegale Partys und Shisha-Partys als Beispiele. „Es werden auch Bußgelder verhängt und gegen einzelne, professionelle Veranstalter auch weitergehende Maßnahmen.“ Aktuell sind rund 700 Personen im Landkreis in Quarantäne.

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Für einen Lockdown wie in Berchtesgaden sieht Bayern im Gegensatz zu anderen Beschränkungen keinen Automatismus vor. Über derartige Ausgangsbeschränkungen werde im Einzelfall entschieden, erläutert Staatskanzleichef Herrmann nach einer Kabinettssitzung. 

"Also kein Automatismus, keine Marke, sondern eine fachkundige, sachkundige, inhaltliche Abwägung." Bayern hatte eine so genannte "Corona-Ampel" eingeführt, die vom Infektionsgeschehen abhängige Versammlungsbeschränkungen und Maskenpflichten vorsieht.

Insgesamt wurden kritische Corona-Werte zuletzt in mehr als der Hälfte des Freistaats überschritten. 57 Landkreise und kreisfreie Städte lagen über der Marke von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen, 29 davon sogar über der 50er-Marke. (dpa, Reuters)

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