Studieren unter Pandemie-Bedingungen: Leute, wir haben den Hörsaal geschrumpft
Auf zu einem neuen Kraftakt: Für die Studierenden beginnt das dritte Online-Semester. Ein Kommentar.
Zum dritten Mal startet unter pandemischen Bedingungen an den Berliner Hochschulen ein neues Semester. Erneut findet die große Mehrheit der Veranstaltungen digital statt, Ausnahmen gelten für unabdingbare Praxisveranstaltungen wie Laborpraktika. Das dritte Corona-Semester in Folge könnte anders aussehen. Immerhin ist seit Ausbruch der Pandemie mehr als ein Jahr vergangen, es gibt kostenlose Schnelltests und neue Erkenntnisse.
Wirklich anders sind jedoch nur Kleinigkeiten – aus einem simplen Grund: Deutschland ist politisch gelähmt und unfähig, sinnvolle Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und seinen aggressiven Mutanten zu ergreifen. Geändert hat sich immerhin, dass beispielsweise die Freie Universität per Twitter auf das psychologische Beratungsangbot für Studierende hinweist. Nach drei kontaktarmen Semestern ist genau das nötig. Die ständige Home-Uni wird neben der finanziellen Belastung durch weggefallene Nebenjobs auch zur psychischen Belastung, 13 Monate de facto-Isolation haben ihren Preis.
Geändert hat sich seit letzten September auch, dass Berlin einen Stufenplan für Öffnungen unter Pandemiebedingungen verabschiedet hat. Allerdings hat die Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung unter Steffen Krach natürlich keinerlei Einfluss auf die Infektionszahlen. Nur die Kriterien, um die einzelnen Stufen zu nehmen, sind bekannt.
Politisch scheint man sich damit abgefunden zu haben, dass Studierende und Schüler*innen immer weiter vereinsamen. Von den Unis hört man als Student überraschend wenig: Ab und zu kommt eine Mail. Durchhalten, bald wird alles besser. Aber wann ist bald? In Berlin haben Tausende auch nach drei Semestern ihre Uni lediglich auf der Webseite und ihre Kommiliton*innen nur als Zoom-Kacheln auf dem Bildschirm gesehen.
Nur vergessen oder schon ignoriert?
Aus einem schleichenden Vergessen wird langsam ein bewusstes Ignorieren, Hauptsache die Wirtschaft bricht nicht komplett ein. Während Studierende sich weiter durch Online-Seminare kämpfen und die offenen Schulen wohl in absehbarer Zeit kaum noch haltbar sind, gibt es weiterhin keine Pflicht zum Homeoffice in Unternehmen und Behörden, zwei Schnelltests pro Woche sollen es jetzt richten.
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Im Gegensatz zu Wirtschaftsvertreter*innen rufen Studierende nicht nach jeder Bund-Länder-Konferenz wie beleidigte Kinder nach sofortigen Öffnungen. Sie gehen psychisch auf dem Zahnfleisch, nehmen Einschränkungen jedoch hin und sind in ihrem Zimmer, das seit 13 Monaten auch Hörsaal und Büro ist, im Zweifel allein mit ihrer Unzufriedenheit.
Inzwischen bilden sich immerhin Initiativen, die auch für Studierende Perspektiven fordern.
Denn zum Start des dritten Online-Semesters sollte klar sein, dass es ohne eigene Perspektiven für Studierende nicht mehr lange funktionieren kann - auch wenn es einen letzten Kraftakt braucht, den alle Teile der Gesellschaft mittragen müssen, bis die Impfungen einen nennenswerten Effekt zeigen.
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