Verdi greift Charité-Tochter CFM an: "Leiharbeiter als Streikbrecher beschäftigt"
Leiharbeiter dürfen nicht die Arbeit von Streikenden übernehmen. Bei der Charité-Tochter CFM soll das passiert sein - die Firma widerspricht dem Vorwurf.
In den Koalitionsverhandlungen in Berlin wird ab kommender Woche auch über die schweren Vorwürfe gegen die Charité gesprochen. Das erfuhr der Tagesspiegel am Freitag. Die Gewerkschaft Verdi wirft der Charité-Tochter CFM vor, Leiharbeiter als Streikbrecher eingesetzt zu haben. Dies wäre unzulässig, entliehene Arbeitnehmer dürfen nur dort beschäftigt werden, wo sie keine Tätigkeiten von Streikenden übernehmen.
Die CFM-Leitung erklärte, man habe externe Firmen zuletzt öfter beauftragt, weil die Charité derzeit saniert wird – also unabhängig von etwaigen Arbeitskämpfen. Zudem seien die Beschäftigten über einen Werkvertrag – nicht als Leiharbeiter – eingesetzt worden. Seit Wochen gibt es Warnstreiks bei der CFM, viele der 2800 Mitarbeiter dort verdienen hunderte Euro im Monat weniger als die Stammangestellten in der Universitätsklinik. Die CFM kümmert sich um OP-Reinigung, Transporte und Wachdienste.
Senatorin und Charité-Aufsichtsrätin Scheeres erwartet Klärung
Verdi spricht von „Scheinwerkverträgen“, mit denen die CFM die als Leiharbeiter bekannten Zeitarbeiter ausgestattet habe. CFM-Betriebsratschef Maik Sosnowsky sagte, man gehe in mehr als 30 Fällen von verdeckter Leiharbeit aus. Der Betriebsrat klage gegen diesen „Verstoß gegen die Mitbestimmung“, mit einem Urteil sei erst 2017 zu rechnen.
Haupteigner der CFM ist die landeseigene Charité, weshalb der Vorwurf besonders schwer wiegt. Charité-Aufsichtsratschefin ist Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Die SPD-Fraktion hatte im Frühjahr 2016 auf einer Klausur beschlossen: „Unternehmensausgründungen zum Zweck der Tarifflucht lehnen wir entschieden ab.“ Scheeres’ Sprecher teilte mit: „Wir erwarten, dass die Vorwürfe von den beiden Parteien besprochen und geklärt werden.“ Ob die CFM langfristig in die Charité eingegliedert werden soll, ist unklar. Internen Berechnungen zufolge bräuchte die CFM im Jahr bis zu 28 Millionen Euro extra, wenn alle Mitarbeiter den Charité-Stammtarif bekämen.