Wirksamkeit der Vakzine sinkt: Lauterbach besorgt über mögliche Impfresistenz der Delta-Variante
Der SPD-Politiker Karl Lauterbach warnt wegen Berichten aus Israel vor Lockerungen. Beunruhigend sei, dass auch Geimpfte schwer erkranken.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Israel liegt derzeit bei 26. Die Zahl der Neuinfektionen beläuft sich auf 496 pro 100.000 Einwohner. So hoch waren die Zahlen zuletzt im Frühjahr, als die zweite Infektionswelle abklang. Erst am Montag teilte das Gesundheitsministerium mit, dass der größte Teil der Neuinfektionen mit der Deltavariante des Coronavirus im Zusammenhang stehe.
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Es sind Zahlen, die auch dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach Sorgen machen. Denn dahinter steckt eine möglicherweise verminderte Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe gegen die Delta-Variante. „Wenn sich die Daten bestätigen, ist das Grund zur Sorge“, sagte Lauterbach der „Augsburger Allgemeinen“.
Hintergrund sind Vermutungen israelischer Pandemie-Experten, die den Anstieg der Ansteckungszahlen in Israel trotz schneller Impfkampagne auf die Delta-Mutation zurückführen. In Israel sind rund 56 Prozent der Bevölkerung vollständig mit dem mRNA- Impfstoff von Biontech und Pfizer geimpft, mehr als 60 Prozent haben zudem zumindest eine Dosis erhalten.
Die steigende Zahl von Corona-Neuinfektionen in Israel könnte jetzt jedoch ein „erstes Signal“ für eine verminderte Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe sein, sagte der Vorsitzende des israelischen Expertengremiums zu Covid-19, Ran Balicer, am Montag. Allerdings sei es noch „zu früh, um präzise Aussagen über die Impfstoff-Wirksamkeit gegen die Variante zu machen“.
Obwohl der Großteil der Erwachsenen in Israel mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer immunisiert wurde, nahmen die Fallzahlen zuletzt wieder zu. Durch eine der schnellsten Impfkampagnen weltweit hatte Israel die Zahl der Neuansteckungen zuletzt auf rund fünf pro Tag reduziert. Mit der Ausbreitung der Delta-Variante stieg die Zahl wieder auf zuletzt rund 300 neue Fälle pro Tag.
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In der Folge korrigierte das israelische Gesundheitsministerium daher die zuvor angenommenen Werte für die Schutzwirkung des mRNA-Impfstoffs nach unten: Seit dem 6. Juni betragen sie für eine Verhinderung der Ansteckung und für Erkrankungen mit Symptomen jeweils nur noch etwa 64 Prozent.
Im Februar hieß es noch, der Impfstoff verhindere Corona-Erkrankungen zu 95,8 Prozent und das Auftreten von Symptomen wie Fieber und Atembeschwerden zu 98 Prozent. Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Todesfälle würden fast vollständig zu rund 99 Prozent verhindert.
In der bislang größten Studie mit rund 1,2 Millionen Teilnehmenden, zwischen Dezember vergangenen Jahres und Februar 2021 durchgeführt, wurde eine Schutzwirkung von 94 Prozent gegen symptomatische Erkrankungen festgestellt. Unter den knapp 600.000 geimpften Teilnehmenden wurden demnach 94 Prozent weniger Fälle mit Symptomen festgestellt als unter den knapp 600.000 Ungeimpften.
Zahlen von Infektionen wurden in der Studie nicht erhoben, aber es wurde eine Effektivität der vollen Impfung von 92 Prozent ermittelt, mit der schwere Erkrankungen verhindert wurden. Diese Zahl wurde vom Gesundheitsministerium fast exakt bestätigt: Die Impfung verhindere schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte zu 93 Prozent. Das ist die gute Nachricht. Nur ein kleiner Teil der neu Erkrankten muss im Krankenhaus behandelt werden und nur wenige sterben an den Folgen der Infektion. Die Zahl der schwer an Covid-19 Erkrankten ist in Israel bislang nur leicht auf 35 angestiegen und der letzte Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus wurde vor zwei Wochen registriert.
„Was mich an der Studie eher noch beunruhigt hat, ist die Tatsache, dass sieben Prozent der Geimpften schwer erkranken konnten“, sagte SPD-Mann Lauterbach der „Augsburger Allgemeinen“. Möglicherweise sei nicht die Delta-Variante allein für die geringere Wirksamkeit verantwortlich, sondern auch weitgehende Lockerungen. Gefährlich sei jedenfalls die Mischung aus Verbreitung der mutierten Corona-Variante und gleichzeitigen Lockerungen, warnte Lauterbach.
Lockerungen plant auch die britische Regierung. Ab dem 19. Juli sollen die meisten verbleibenden Corona-Beschränkungen für England aufgehoben werden. Auch auf der Insel grassiert jedoch die Delta-Variante und lässt die Inzidenzzahl in die Höhe schnellen. Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 227. (Tsp mit AFP)
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