zum Hauptinhalt
Armin Laschet.
© dapd

CDU: Lasch und lau

Die CDU in Nordrhein-Westfalen muss sich neu aufstellen. Dabei kommt es nicht zuletzt darauf an, wie der neue Parteichef Armin Laschet und der Fraktionschef Karl Josef Laumann kooperieren.

Die Freude über das neue Amt ist rasch verflogen. Schon in den ersten Tagen nach seiner Wahl zum neuen Landeschef der CDU in Nordrhein-Westfalen muss Armin Laschet gleich an mehreren Fronten kämpfen, und nicht überall stellen sich die Erfolge so rasch ein wie bei der eigenen Karriereplanung. Obwohl Laschets Vorgänger Norbert Röttgen anfangs ernsthaft glaubte, trotz seines Rücktritts vom Parteivorsitz im größten Landesverband der CDU Stellvertreter von Parteichefin Angela Merkel in der Bundes-CDU bleiben zu können, haben sie ihm jetzt unmissverständlich klargemacht, dass er keine Chance hat, dieses prestigeträchtige Amt zu behalten. Laschet ist der Kandidat der NRW-CDU und kann davon ausgehen, im Herbst in die Stellvertreterriege aufzurücken.

Hätte Merkel dem Neuen aus NRW den Weg an die Spitze der Bundespartei nicht geebnet, wäre dessen Lage noch schwieriger geworden. Laschet ist parteiintern umstritten, und im Landtag fehlen wegen des schlechten Wahlergebnisses vom Mai einige Köpfe, die jetzt dringend nötig wären, um die erstarkte rot-grüne Landesregierung in Schwierigkeiten zu bringen. „Wir müssen als Union unser wirtschaftspolitisches Profil schärfen“, verlangt Laschet zum Einstand.

Parteiintern muss Laschet noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Sein rhetorisches Talent ist unbestritten, aber er hat den beliebten Fraktionschef Karl Josef Laumann im Nacken sitzen. Laumann ist ein profilierter Kopf des Sozialpolitikerflügels der CDU und wäre selbst gerne Parteivorsitzender geworden. Erst nach einer Intervention der Parteichefin hat er den Weg für Laschet frei gemacht. Da es zwischen beiden in der Vergangenheit an der einen oder anderen Stelle gehakt hat und die Strategie der Union danach nicht mehr ganz deutlich war, spotten selbst Mitglieder der eigenen Truppe gelegentlich hinter vorgehaltener Hand über die beiden – „lasch und lau“ heißt der Spruch.

Da Merkel ihre Kanzlerschaft nur verteidigen kann, wenn die CDU im einwohnerreichsten Bundesland ein mindestens durchschnittliches Ergebnis einfährt, sieht sie in diesen Tagen sorgenvoll nach Düsseldorf. In weniger als einem Jahr müsste die CDU dort wieder Tritt fassen, wenn sie Regierungschefin bleiben möchte. Dass die Landespartei neben all den inhaltlichen und personellen Baustellen auch noch eine Schuldenlast von 6,5 Millionen Euro mit sich herumschleppt und demnächst den Funktionärsapparat erheblich verkleinern muss, dürfte die Ausgangslage nicht gerade verbessern.

Zur Startseite