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Bewachung in einem Camp in Syrisch-Kurdistan
© AFP/Delil Souleima
Exklusiv

Rückholung aus Syrien: Kurden verhandeln mit Deutschland über zweistellige Zahl von IS-Anhängerinnen

Drei deutsche Dschihadistinnen waren aus Syrien nach Deutschland gebracht worden. Ein türkischer Angriff könnte nun IS-Terroristen zur Flucht verhelfen.

Syriens Kurden wollen, dass die Bundesregierung weitere Dschihadistinnen nach Deutschland zurückholt. Nach Tagesspiegel-Informationen verhandelt die kurdische Autonomieverwaltung in Nordost-Syrien mit dem Auswärtigen Amt über eine zweistellige Zahl deutscher Frauen, die sich dem "Islamischen Staat" (IS) angeschlossen hatten und nach dessen Niederlage von der kurdisch-arabisch-assyrischen Militärallianz SDF in Gefangenencamps einquartiert wurde.

"Unser Ziel ist, dass die Bundesregierung weitere IS–Anhängerinnen nach Deutschland ausfliegt", sagte Khaled Davrisch, der Deutschland-Vertreter der Selbstverwaltung von Nord-und Ostsyrien dem Tagesspiegel. "Es geht um deutsche Frauen, deren Kinder und Waisen. Männliche IS-Schergen aus Deutschland sollten sich am besten vor einem internationalen Tribunal verantworten. Die Vereinten Nationen sollten dieses Gericht unterstützten. Sinnvoll wäre, wenn es in Nordost-Syrien tagt, dort wo der IS seine Terrorherrschaft errichtet hatte."

Die von der säkularen Kurdenpartei PYD geführte Autonomieregierung in Nord- und Ostsyrien wird von Herrscher Baschar al Assad in Damaskus abgelehnt. Zudem greifen Truppen der Türkei mit islamistischen Verbündeten die auch Rojava genannte Kurdenregion regelmäßig an.

Protürkische Truppen beschossen am Wochenende das unter Kontrolle der prokurdischen SDF stehende Ain Issa. In der Nähe der syrischen Stadt befindet sich ein Camp mit IS-Gefangenen. Tausende islamistische Terroristen und ihre Angehörigen könnten flüchten, sollten die Kurden das Gebiet räumen müssen.

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Die Bundesregierung hat sich aus Rücksicht auf den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan von der PYD und der SDF stets distanziert. "Die türkische Aggression und die neo-osmanischen Träume der Regierung in Ankara machen die Lage noch gefährlicher als ohnehin schon", sagte der Vertreter der kurdischen Autonomiezone, Davrisch. "Wir appellieren an Deutschland, dem Einhalt zu gebieten."

Die Türkei sieht in der syrisch-kurdischen PYD einen Schwesterverband der auch in Deutschland verbotenen türkisch-kurdischen PKK. Anders als die Bundesregierung akzeptieren die USA, Frankreich und Belgien die syrische Kurdenführung als legitimen Verhandlungspartner.

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