zum Hauptinhalt
Kevin Kühnert (SPD), Bundesvorsitzender der Jusos, im Willy-Brandt-Haus.
© Christoph Soeder/dpa

Doppelspitze nicht ausgeschlossen: Kühnert hält sich Kandidatur für SPD-Vorsitz offen

In letzter Zeit entstehe der Eindruck, die SPD drehe sich nur noch um sich selbst, sagt Juso-Chef Kühnert. Bald könnte sich in der SPD alles um ihn drehen.

Juso-Chef Kevin Kühnert lässt offen, ob er für den SPD-Vorsitz kandidieren wird. Die Zukunftsthemen der SPD wie Rente, Steuern und Umwelt beschäftigten ihn derzeit ausfüllend, da bleibe keine Zeit, sich über persönliche Ambitionen Gedanken zu machen, wird er vom Sender radioeins (rbb) zitiert. Eine Doppelspitze für die SPD wolle er ausdrücklich nicht ausschließen.

Kühnert hat die Sozialdemokraten davor gewarnt, sich nach Andrea Nahles' Rückzug von der SPD-Spitze mit Personaldiskussionen weiter zu schaden. „Diese ganzen Personaldebatten sind einfach super-ruinös gewesen in den ganzen letzten Jahren für uns, weil der Eindruck entsteht, wir drehen uns die ganze Zeit nur um uns selbst“, sagte Kühnert am Dienstag in Radioeins.

Der SPD-Vorstand hatte am Montag entschieden, dass die drei Vize-Vorsitzenden Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel die Partei kommissarisch führen. Die Drei erklärten aber, nicht für den Vorsitz zur Verfügung zu stehen.

Das Führungspersonal ist in Deutschland oft stark überaltert. Dabei ist der Mensch unter 40 am leistungsfähigsten und kreativsten. Und bei Kevin Kühnert kommt dann auch noch Talent dazu, das manch anderem der hoch gehandelten Genossen fehlt.

schreibt NutzerIn heiko61

Kühnert sagte dem Sender: „Wenn ich mir vorstelle, ich wäre jetzt ein stinknormales SPD-Mitglied und würde mitkriegen, dass zwei Tage nach der halben Implosion wieder alle nur anfangen, darüber zu reden, wer es jetzt als nächstes werden kann, ich weiß nicht, dann würde ich dieses kleine rote Büchlein vielleicht auch einfach irgendwann zum Fenster rauswerfen und sagen: „Ihr könnt mich alle mal“.“ Die Personalfrage sei nicht die entscheidende. „Wir haben so viel zu klären: Was mit dieser Koalition weiter ist, was eigentlich unser Thema in der Zukunft sein soll.“

Es geht in der Politik nicht zuletzt auch um eine seriöse Außendarstellung. Kühnert und Nahles haben es geschafft, mit einigen wenigen Auftritten die komplette Arbeit der SPD in der Bundesregierung in den Hintergrund treten zu lassen und zu entwerten.

schreibt NutzerIn ford_prefect

Die SPD-Linke Hilde Mattheis sprach sich nach Nahles' Rückzug gegen ein „Weiter so“ aus. „Jetzt ist es doch eine sehr, sehr ernste Lage, die Partei steht wirklich an einer Klippe“, sagte Mattheis im Inforadio vom RBB. Es täte den Sozialdemokraten nicht gut, einfach so weiter zu machen. „Wir können nicht auf der einen Seite ständig kompromissbereit sein, über politische Lager hinweg, und gleichzeitig die Partei erneuern. Das wird nicht funktionieren.“

Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises der SPD, Johannes Kahrs, forderte im Bayerischen Rundfunk („Radiowelt am Morgen“) einen vernünftigen Umgang miteinander. „Kritik in der Sache ist ja ganz schön“, sagte er. „Aber Angriffe bringen nichts und auch dieses Dauergenöle vom Rand, was man alles nicht will, oder die Diskussion über die GroKo - all diese ewigen Dauerplatten, die keiner mehr hören kann.“ (dpa, Reuters)

Zur Startseite