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Bundeswehrsoldaten der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) trainieren in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) den Häuserkampf und eine Geiselbefreiung. (Archivbild)
© picture alliance/Kay Nietfeld
Update

Geheim-Operation „Blue Light“: KSK-Soldaten retten Münchner Familie aus Kabul

Elitesoldaten der Bundeswehr sind nun auch außerhalb des Flughafens im Einsatz. Deutsche Soldaten haben sich zu Fuß zur Familie vorgearbeitet.

Wegen der dramatischen Situation am Flughafen Kabul und der teils blockierten Zugänge ist die Bundeswehr nun auch außerhalb des geschützten Airports im Einsatz, um Menschen sicher zu den Evakuierungsflügen zu bringen.

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Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte am Montag bei „Bild TV“, es sei im Moment fast nicht mehr möglich, zum Flughafen zu gelangen. „Deswegen müssen wir sehr viel stärker dazu übergehen, die Leute sozusagen abzuholen. Das tun wir.“

Nach einem Bericht von „Bild TV“ haben Elitesoldaten des Kommando Spezialkräfte (KSK) eine Münchner Familie aus Kabul gerettet und während der Mission das Gelände des Flughafens verlassen. Bei der Geheim-Operation „Blue Light“ hätten sich die deutschen Soldaten zu Fuß vorgearbeitet und eine 19-jährige Münchnerin, ihren kleinen Bruder und ihre Mutter gerettet, hieß es unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Die Operation habe rund eine Stunde gedauert. Bisher hatte sich die Evakuierungsmission der Bundeswehr auf das Flughafengelände beschränkt. Zwei Hubschrauber, die zur Evakuierung von gefährdeten Menschen aus dem Stadtgebiet nach Afghanistan gebracht worden waren, kamen bisher nicht zum Einsatz.

Kramp-Karrenbauer bestätigte die Geheimoperation des KSK zwar nicht direkt, dementierte sie auf mehrfache Nachfrage aber auch nicht. Und sie lobte ausdrücklich, dass das KSK in Kabul wie auch die Sanitäter, Fallschirmjäger oder die Besatzungen der Transportflugzeuge einen tollen Job machten.

Bundeswehr an Feuergefecht am Flughafen Kabul beteiligt

Außerdem kam es erstmals am Flughafen Kabul zu einem Feuergefecht mit unbekannten Angreifern. Darin verwickelt waren die Bundeswehr, US-Soldaten und afghanischen Sicherheitskräften. Ein Soldat der inzwischen aufgelösten afghanischen Armee wurde dabei getötet. Er war zusammen mit den internationalen Kräften zum Schutz des Airports eingesetzt.

Drei weitere afghanische Sicherheitskräfte wurden verletzt, wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr mitteilte. Alle deutschen Soldaten seien unverletzt geblieben.

Nach Angaben der Bundeswehr kam es zu dem Schusswechsel um 04.13 Uhr (MESZ) am Nordtor des Flughafens. Von dort starten die Evakuierungsflüge, mit denen westliche Staaten nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban eigene Bürger und afghanische Ortskräfte außer Landes bringen.

Soldaten der ehemaligen afghanischen Armee sind an der äußeren Zugangsschleuse zum Flughafen eingesetzt. Eine zweite, innere Zugangsschleuse wird von US-Soldaten bewacht.

Die verletzten afghanischen Soldaten wurden von norwegischen Sanitätern auf dem Flughafengelände behandelt. In den vergangenen Tagen hatte sich die Sicherheitslage zugespitzt. Auch zwei Deutsche wurden auf dem Weg zum Flughafen verletzt, mindestens einer davon durch Schüsse. Im Gedränge vor den zeitweise geschlossenen Toren des Flughafens gab es am Wochenende mindestens sieben Tote.

Sorgen vor einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat

Über die Angreifer am Flughafen wurde zunächst nichts bekannt. Die US-Regierung hatte erst am Sonntag Sorgen vor einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen oder in der Umgebung geäußert.

[Mehr zum Thema: Die „Löwen“ im Pandschir-Tal - Dieser Mann will die Taliban stoppen (T+)]

„Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend“, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, im Sender CNN. Man nehme die Warnungen „absolut todernst“. Die militant-islamistischen Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.

Die deutsche Botschaft hatte gewarnt, dass es an den Zugängen immer noch sehr häufig zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen komme. Das Tor im Norden sei weiter geschlossen. Aufgrund der Sicherheitslage riet die Botschaft Bundesbürgern „dringend“ von Fahrten zum Flughafen ab. Es sei vorläufig grundsätzlich sicherer, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben.

Die Bundeswehr hat inzwischen mehr als 2700 Menschen aus Kabul ausgeflogen, darunter mehr als 1800 Afghanen. In der Hauptstadt des Nachbarlandes Usbekistan, Taschkent, landete nach Angaben der Bundeswehr aus der Nacht ein Flugzeug mit 213 Passagieren.

Vor einer Woche hatten die militant-islamistischen Taliban Kabul erobert und die Macht übernommen. Seitdem fürchten sich Oppositionelle, Journalisten, Menschenrechtler und auch Ortskräfte, die für westliche Staaten tätig waren, vor Racheaktionen. (dpa)

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