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Ein 16-jähriger Flüchtling aus Eritrea in seinem Zimmer in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
© Daniel Karmann/dpa

Unbegleitete minderjährige Einwanderer: Kritik an unzureichender Betreuung junger Flüchtlinge

Deutsche Jugendämter nahmen 2014 mehr als 42300 allein eingereiste junge Flüchtlinge in Obhut - für die deutsche Kinder- und Jugendhilfe ist das eine große Herausforderung.

Mehr als 42300 allein reisende junge Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr in Deutschland von Jugendämtern in ihre Obhut genommen worden. Im Vorjahr waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamts nur etwa 11660. Dieser starke Anstieg stellt das System der Kinder- und Jugendhilfe vor große Herausforderungen. Seit dem 1. November werden zudem auch die allein reisenden Kinder und Jugendlichen wie zuvor schon die erwachsenen Flüchtlinge im gesamten Bundesgebiet verteilt. Damit haben nun viele Kommunen erstmals mit jungen Flüchtlingen zu tun. Der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kritisiert, dass der vorgeschriebene gesetzliche Schutz der jungen Flüchtlinge „vielfach nicht umgesetzt“ werde.

„Vielerorts werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge lediglich notversorgt, da es an der erforderlichen Infrastruktur in der Jugendhilfe fehlt“, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Verbandes. Zahlreiche Jugendliche werden vorläufig in Notunterkünften oder Hostels untergebracht. Eine Umfrage des Verbandes unter mehr als 1400 Fachleuten der Kinder- und Jugendhilfe ergab, dass in Berlin Notunterkünfte besonders häufig und Einrichtungen der Jugendhilfe besonders selten für die so genannte vorläufige Inobhutnahme genutzt werden.

In einem Erfahrungsbericht aus Baden-Württemberg hieß es, dass es Jugendliche gebe, die bereits vier Monate in einer Notaufnahme wohnten und noch immer nicht wüssten, wie es weitergehe. Auch auf einen Schulplatz müssen viele Neuankömmlinge lange warten - manchmal so lange, bis sie vom Alter her eigentlich nicht mehr schulpflichtig sind.

"Viele Geschichten des Scheiterns"

So enden die Probleme keineswegs mit der Volljährigkeit: „Viele tausend unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden volljährig, ohne dass weiterführende Hilfen eingeleitet, ein Asylantrag gestellt oder die Schule besucht wurde“, kritisiert der Verband. So gebe es in der Praxis „viele Geschichten des Scheiterns“.

Die Gesamtzahl der in Deutschland betreuten jungen Flüchtlinge ist in den vergangenen Monaten deutlich gesunken: Waren im März noch mehr als 60.600 unbegleitete Minderjährige registriert, sind es nach Angaben des Bundesverwaltungsamts derzeit noch 52.100. Der Rückgang liegt zum einen daran, dass viele mittlerweile die Volljährigkeit erreicht haben, zum anderen daran, dass jetzt deutlich weniger junge Flüchtlinge ins Land kommen.

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