Donald Trump: "Krieg" bei den Republikanern
Selbst sein designierter Vize Mike Pence wendet sich gegen Donald Trump. Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat irritiert indes erneut mit einer Aussage zu Atomwaffen.
Der Machtkampf zwischen Präsidentschaftskandidat Donald Trump und der Parteiführung der US-Republikaner spitzt sich zu. Nach einer Reihe höchst kontroverser Äußerungen Trumps, der zuletzt von einem möglichen Einsatz amerikanischer Atomwaffen geredet haben soll, wollen hochrangige Republikaner den Kandidaten zu einer gemäßigteren Linie bewegen. Dennoch verschärfen sich die innerparteilichen Auseinandersetzungen zwischen Trump-Anhängern und -Gegnern in der Partei. In den Umfragen verliert Trump gegen seine Konkurrentin Hillary Clinton unterdessen weiter an Boden.
Trump hatte sich in den vergangenen Tagen einen öffentlichen Streit mit einer US-muslimischen Soldatenfamilie geleistet, deren Sohn im Irak-Krieg getötet worden war. Auch andere Zweifel an der Eignung des Milliardärs für das Präsidentenamt kamen auf. Medienberichten zufolge soll Trump im Gespräch mit einem Sicherheitsexperten mehrmals gefragt haben, warum die USA ihre vorhandenen Atomwaffen nicht einsetzten; Trumps Wahlkampfteam dementierte dies.
Auch weigert Trump sich, eine Wahlempfehlung für den Präsidenten des Repräsentantenhauss, Paul Ryan, und andere führende Republikaner auszusprechen, die im November für Mandate im Kongress kandidieren. Wie tief die Risse in der republikanischen Partei gehen, zeigte die Tatsache, dass sich Trumps Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Mike Pence, ausdrücklich für Ryan aussprach. Ryan selbst distanzierte sich in einem Radio-Interview von Trumps Aussagen über die Soldatenfamilie und sagte, seine formelle Wahlempfehlung für den Kandidaten sei kein „Blanko-Scheck“.
Mitglieder der Parteiführung seien sehr verärgert über Trump, berichteten mehrere Medien. Selbst bisherige Trump-Gefolgsleute wie der frühere Chef des Repräsentantenhauses Newt Gingrich, distanzierten sich von dem Kandidaten und forderten eine Kehrtwende in dessen Wahlkampf. Trump mache sich durch sein Verhalten selbst unwählbar, sagte Gingrich der „Washington Post“. Die Chefin des Computer-Konzerns Hewlett Packard, Meg Whitman, die bisher für Großspenden an die Republikaner bekannt war, sagte sich von Trump los und kündigte an, für Clinton zu stimmen und die demokratische Kandidatin finanziell zu unterstützen.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Florida wies Trump alle Berichte über den innerparteilichen Zwist zurück. Zugleich sprach er erstmals von der Möglichkeit einer Niederlage bei der Wahl am 8. November: Wenn er gegen Clinton verlieren sollte, wäre das „peinlich“. In einem Fernsehinterview räumt er ein, dass er sich möglicherweise zu leicht von politischen Angriffen provozieren lasse. Er wolle sich ab sofort mehr auf seine Rivalin Clinton konzentrieren.
In einer neuen Umfrage des Trump-freundlichen Nachrichtensenders Fox kam Clinton auf 49 Prozent Zustimmung und lag damit zehn Prozentpunkte vor Trump. Die „New York Times“ meldete, Trump verliere auch bei Wählern aus den Reihen der Armee an Unterstützung, eine wichtige Zielgruppe für den Republikaner.
Trump-Anhänger spricht von "Krieg" in der Partei
Trotz aller Einigkeitsappelle eskalierten die Spannungen bei den Republikanern weiter. Trump und seine rechtskonservativen Anhänger liefern sich einen offenen Machtkampf mit der gemäßigteren Parteiführung. Der Trump-treue Abgeordnete Tim Huelskamp sprach von einem „Krieg“ in der Partei. Huelskamp hatte bei einer Vorwahl in Kansas gegen einen von der Parteiführung unterstützten Kandidaten verloren. Medienberichten zufolge deuten sich in vielen Wahlkreisen Kampfkandidaturen von Trump-Gefolgsleuten gegen Anhänger der Parteiführung an.
Laut übereinstimmenden Berichten will der republikanische Parteichef Reince Priebus versuchen, über Trumps Kinder auf den Kandidaten einzuwirken. Ziel sei es, Trumps rhetorische Exzesse zu beenden und dem Wahlkampf eine neue Richtung zu geben.
Ob sich Trump davon beeindrucken lässt, ist offen. Er kann auf einen nach wie vor starken Zuspruch seiner Wählerbasis, der rechtskonservativen weißen Mittelschicht, verweisen. Allein im Juli erhielt der 70-jährige rund 82 Millionen Dollar an Spenden, meist in Form kleinerer Zuwendungen von Normalverdienern. Mit der Summe kam Trump fast an die 90 Millionen Dollar heran, die im Juli in Clintons Wahlkampfkasse flossen. Laut Fox-TV erfreut sich Clinton der Unterstützung vieler schwerreicher Geschäftsleute und Künstler. Dazu gehören demnach der Finanzier George Soros, die Erbin der Supermarktkette Walmart, Alice Walton, sowie der Regisseur Steven Spielberg.