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Corona-Testsstelle auf einem Flughafen im Kreis Gütersloh
© Jonas Güttler/dpa

75 Neuinfektionen binnen sieben Tagen: Kreis Gütersloh meldet erhöhte Infektionszahlen

Erst spricht der NRW-Gesundheitsminister von nur neun Infektionen ohne Tönnies-Bezug, dann korrigiert der Kreis Gütersloh: Es seien 75 Neuinfektionen verzeichnet worden.

Im Kreis Gütersloh ist die Zahl nachgewiesener Sars-CoV-2-Infektionen in der Bevölkerung ohne direkten Bezug zur Tönnies-Belegschaft merklich gestiegen. Grund dafür seien wohl vor allem die deutlich umfangreicheren Tests, viele der Infizierten zeigten aber keine Symptome, erklärte der Kreis in einer Mitteilung am Samstagabend. 

In den sieben Tagen bis einschließlich Freitag (20. bis 26. Juni) seien 75 Fälle ohne Bezug zur Fleischfirma Tönnies bekannt geworden. Das waren den Angaben zufolge 28 mehr als im Vergleichszeitraum einen Tag zuvor.

Wenige Stunden zuvor hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nach dem Besuch eines Testzentrums in Gütersloh davon berichtet, dass bei rund 4100 Tests in der Allgemeinbevölkerung nur 9 Infektionen nachgewiesen worden seien. Dabei nannte er allerdings keinen Zeitraum für diese Daten. Ein Ministeriumssprecher verwies darauf, dass den Kreisen häufig früher Daten vorliegen als auf Landesebene.

Nach Angaben des Kreises, ist die Zunahme vermutlich durch die starke Ausweitung der Tests unter anderen in den sechs Diagnosezentren bedingt. Ein Sprecher des Kreises verwies auf Nachfrage auf die Dunkelziffer bei den Infektionen, die auch bei Corona vermutet wird. Ein gutes Zeichen sei, dass es keinen Anstieg der an Covid-19 Erkrankten gebe.

R-Wert liegt im Kreis Gütersloh noch weit über der Grenze

Nach den jüngsten Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) ist die Kennziffer der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage im Kreis Gütersloh zwar weiter rückläufig. Sie liegt mit einem Wert von 164,2 mit Stand Samstag aber noch sehr deutlich über der Marke von 50, die bei der Debatte über zusätzliche Schutzmaßnahmen eine Rolle spielt. 

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Im benachbarten Kreis Warendorf, in dem ebenfalls viele Mitarbeiter aus dem Tönnies-Werk Rheda-Wiedenbrück wohnen, ist die Kennziffer der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage schon unter die Marke 50 gesunken und liegt in der Relation nur noch bei 19,8 Fällen.

Am Dienstag wird über ein Lockdown-Ende entschieden

Spätestens am Dienstag muss über ein Auslaufen oder ein Verlängern des Lockdowns in den beiden Kreisen entschieden werden, da dieser bis zum 30. Juni gilt. Die erneuten Einschränkungen waren in den Kreisen Gütersloh und Warendorf am Mittwoch in Kraft getreten. 

Betroffen sind rund 640.000 Einwohner. Im öffentlichen Raum dürfen nur noch zwei Menschen oder Menschen aus einem Familien- oder Haushaltsverbund zusammentreffen. Zudem sollen eine Reihe von Freizeitaktivitäten unterbleiben. Museen, Kinos, Fitnessstudios und Hallenschwimmbäder müssen vorerst geschlossen bleiben. Vertreter der Kreise sprachen von einem „Lockdown light“, da Geschäfte und Restaurants weiter öffnen dürften.

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Laumann sagte am Samstag im Interview mit dem Nachrichtensender ntv, er gehe in den kommenden Tagen von weiteren Tausenden Testergebnissen aus, aufgrund derer dann eine Entscheidung zu den Einschränkungen in der Region getroffen werden solle.

In den vergangenen Tagen gab es in der Region einen großen Andrang auf die Corona-Testungen. Viele Menschen, die in den Urlaub fahren wollen, standen stundenlang Schlange, um an die Reihe zu kommen. Sie brauchen in fast allen Bundesländern ein negatives Testergebnis, um im Hotel übernachten zu dürfen. Die Sommerferien begannen im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW an diesem Samstag. (dpa, Tsp)

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