Angriffe auf zwei Moscheen: "Königliche Kommission" soll Anschlag von Christchurch untersuchen
Hätte der Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch verhindert werden können? Diese Frage soll das höchstmögliche Gremium in Neuseeland jetzt klären.
Neuseeland will den Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch mit 50 Todesopfern von einer eigens eingerichteten Kommission gründlich untersuchen lassen. Premierministerin Jacinda Ardern berief am Montag in Wellington eine sogenannte "Königliche Kommission" ein. Darin sollen Experten von Polizei, Einwanderungsbehörden, Geheimdiensten und Zoll zusammenarbeiten. Ardern versprach: „Wir werden jeden Stein einzeln umdrehen, um herauszufinden, wie dieser Akt des Terrors geschehen konnte und ob es Möglichkeiten gab, ihn zu verhindern.“
Die Königliche Kommission ist in Neuseeland das höchste Gremium, das eine Regierung zur Klärung von Angelegenheiten von nationalem Interesse einsetzen kann. Der Name rührt vom britischen Königshaus her: Queen Elizabeth II. ist in dem längst unabhängigen Pazifikstaat offizielles Staatsoberhaupt. Die Kommission wird parallel zu den laufenden Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft arbeiten.
Insbesondere soll die Arbeit der Geheimdienste genauer unter die Lupe genommen werden. Bei aller Trauer und allem Entsetzen gibt es in Neuseeland inzwischen auch Kritik, dass die von Rechtsextremisten und Rassisten ausgehende Gefahr unterschätzt wurde. Geklärt werden soll auch, wie der Täter an seine Waffen kommen konnte. Vergangene Woche hatte die Regierung bereits die Waffengesetze verschärft.
Bei dem Anschlag eines mutmaßlichen Einzeltäters auf die beiden Moscheen am 15. März waren während der Freitagsgebete 50 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Etwa 20 Verletzte werden immer noch in Krankenhäusern behandelt. Der Tatverdächtige – ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien, der seit einigen Jahren in Neuseeland lebte – sitzt in Untersuchungshaft. Ihm droht wegen vielfachen Mordes lebenslang Gefängnis. Einen Termin für den Prozess gibt es noch nicht. (dpa)