Filmfigur Queen: Königin der Leinwand
Wieder und wieder wurde Elisabeth II. in Filmen dargestellt – oft als Witzfigur. Helen Mirren änderte das und erhielt dafür einen Oscar.
Bis in den Buckingham Palace hat es die Fab Four verschlagen, John, Paul, George und natürlich Ringo. Gleich zwei mordlustige Parteien sind hinter ihnen her, wild auf den magischen Rubin am Ringfinger des Trommlers: nach der blutrünstigen Kaili-Sekte nun auch der verrückte Wissenschaftler Foot. Im Palast erwischt er sie fast, richtet eine elektrische Kanone auf die Flüchtigen – prompt knallt in der Battersea Power Station die „Königliche Sicherung“ durch, leicht erkennbar an Vergoldung, kleinem Wappen und den Initialen O.H.M.S. („On Her Majesty’s Service“). Solch eine Störung kennen die Techniker schon, tippen aber auf die falsche Ursache: „Der Haartrockner, Robin. Sie hat ihn zu Weihnachten bekommen.“
Gerade 13 Jahre saß Elizabeth II. auf dem Thron, als Regisseur Richard Lester diese Spöttelei ins Drehbuch von „Help!“ (1965), dem zweiten Spielfilm der Beatles, schmuggelte. Die Queen als Frau, die unter den Tücken des Alltags zu leiden hat wie jede andere – eine Szene von milder, eher wohlwollender als herabwürdigender Ironie. So viel Respekt blieb die Ausnahme in den Filmrollen, die der Queen, dargestellt durch diese oder jene Schauspielerin (oder aber, wie in „Help!“, nur virtuell präsent), im Laufe ihrer Regentschaft zugebilligt wurden. Der Beatles-Spaß lag noch vor 1968, dem Jahr des Aufbegehrens, die traditionellen Stützen der Gesellschaft hatten nicht viel zu befürchten. Das hat sich radikal verändert, und gerade das britische Königshaus war beliebtes Opfer für die Spottlust der Filmleute und die korrespondierende Schadenfreude des Publikums.
Besonders Hollywood zeigte ein nachhaltiges Vergnügen an cineastischer Majestätsbeleidigung. Man nehme nur „Die nackte Kanone“ (1988) von David Zucker, mit Leslie Nielsen als trotteligem Lt. Frank Debrin. Die Handlung dreht sich um ein geplantes Attentat auf Elizabeth II. während eines USA-Besuchs, und wenngleich es misslingt: Sie hat einiges zu erdulden. Gleich beim ersten Auftritt auf einem Bankett, noch als Abbild auf einer Torte, wird ihr die Kehle durchgeschnitten, wenig später trifft es sie selbst: Debrin, mit ihrem Schutz beauftragt, vermutet einen Anschlag, wirft sich dazwischen – und rutscht auf ihr in leicht missverständlicher Lage die Festtafel hinunter.
Gespielt wurde Elizabeth II. von der britischen Schauspielerin Jeannette Charles, die man besonders gern als Queen einsetzt. In den zahllosen TV-Serien und -Shows mit königlichem Auftritt gibt es für eine wie sie immer Bedarf – oder eben in Spielfilmen wie „Die nackte Kanone“ oder „Austin Powers in Goldständer“ (2002). Nicht namentlich genannt, doch als Königin von England identifizierbar war die von Alison McGuire gespielte Monarchin in „King Ralph“ (1991), der ein besonders trauriges Geschick beschieden ist. Durch ein schadhaftes Stromkabel kommt beim Fototermin die gesamte Royal Family zu Tode, auch die Queen endet mit bizarr elektrisierter Frisur.
Auch urbritische Komödianten wie Rowan Atkinson schrecken nicht davor zurück, Ihre Majestät zu veralbern, im Gegenteil: Ob als Bond-Parodie Johnny English oder als Mr. Bean – die Queen ist ein willkommenes Opfer, auch wenn sie in dem Sketch „Meeting Royalty“ nur sekundenlang auftritt. Im Mittelpunkt steht eben Mr. Bean, der, aufgereiht neben anderen Bediensteten, immer neue Unzulänglichkeiten an sich entdeckt und korrigiert, den mehrfach geprobten Diener aber nicht angemessen dosiert und die Königin per Kopfstoß zu Boden streckt.
So empörend all dies für Royalisten sein muss – die Queen wurde in ihrer Würde rehabilitiert und dies sogar mit einem Oscar besiegelt. Der ging an Helen Mirren für ihre Darstellung Elisabeths in „The Queen“ (2006) von Stephen Frears – ein Film, der die Tage nach dem Tod von Lady Di schildert: Das Volk versinkt in Tränen, seine Königin aber hält sich ans Protokoll, verweigert sich der öffentlichen Trauer, setzt alle Sympathien aufs Spiel – und erscheint doch so überaus menschlich, trotz allem eher anrührend als abweisend. Filmscherze über sie hat es auch danach gegeben, aber Tony Blair (Michael Sheen) hat schon recht, wenn er im Frears-Film sagt: „Sie ist trotzdem, na ja, die Queen.“ Der Spott perlt von ihr ab, und beim Kurzauftritt von Prinzessin Elizabeth (Freya Wilson) in Tom Hoopers „The King’s Speech“ (2010), an der Seite ihres stotternden Vaters George VI. (Colin Firth) und seiner Frau Elisabeth (Helena Bonham Carter), werden die Zuschauer kaum an „Die nackte Kanone“ gedacht, sondern in ihr die künftige Königin gesehen haben. Selbst der wohl jüngste Filmauftritt wird trotz ihres ungewöhnlichen Darstellers keine Spottlust herausgefordert, sondern ein Lächeln der Sympathie hervorgezaubert haben: Das war 2011 im Animationsfilm „Cars 2“. Alle Charaktere werden von Autos dargestellt, und auch die Queen ist dabei – als Rolls-Royce mit kleiner Krone.
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