Abkommen über Waffenstillstand: Kolumbien hofft nach 50 Jahren Bürgerkrieg auf Frieden
Nach 50 Jahren Bürgerkrieg sollen die Waffen in Kolumbien schweigen. Doch noch müssen Regierung und Farc-Rebellen wichtige Details klären.
Nach 50 Jahren Blutvergießen sollen in Kolumbien bald die Waffen schweigen. Nachdem in der Nacht zum Mittwoch bei den Verhandlungen in der kubanischen Hauptstadt Havanna ein Durchbruch gelungen war, wollten am Donnerstag im Beisein des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und die Führung der linken Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) ihre Unterschriften unter einen bilateralen Waffenstillstand setzen. Im kolumbianischen Bürgerkrieg, der sich an der ungerechten Landverteilung entzündet hatte, starben rund 220.000 Menschen, mehr als sechs Millionen wurden vertrieben.
Bei den Verhandlungen waren sich sich beide Seiten einig geworden, in welchen 26 Zonen die Rebellen sich konzentrieren werden, um dort nach und nach ihre Waffen abzugeben. Diese Übergangsphase vor der Wiedereingliederung ins zivile Leben, die von der UN überwacht wird, soll maximal sechs Monate dauern. Wirksam wird der Waffenstillstand der Vereinbarung zufolge aber erst, wenn auch die letzten noch offenen Punkte des Friedensvertrags unter Dach und Fach sind. Damit rechnet die Regierung bis Ende Juli. Die Farc-Rebellen, die seit einem Jahr eine unilaterale Waffenruhe weitgehend einhalten, haben Schätzungen zufolge noch um die 8000 Männer und Frauen unter Waffen.
Präsident Santos spricht von einem Meilenstein
Ein problematischer Punkt – besonders für die Farc – war ein klares Bekenntnis des Staates zur Bekämpfung der neuen, rechten, paramilitärischen Gruppen. Ursprünglich als Handlanger des Militärs und der Großgrundbesitzer geschaffen, um die Guerilla zu bekämpfen, haben sich die Todesschwadronen in den 90er Jahren zu selbstständigen, kriminellen Mafiaorganisationen entwickelt. Nicht alle legten bei der Demobilisierung zwischen 2003 und 2006 ihre Waffen nieder. Besonders in den vergangenen Monaten haben Morde an Menschenrechtlern, Gewerkschaftern und Bauernaktivisten wieder zugenommen.
Ende der 80er Jahre war schon einmal ein Versuch der Wiedereingliederung der Farc gescheitert, nachdem Todesschwadrone über 3000 demobilisierte Kämpfer, linke Aktivisten und Politiker ermordeten. Die Regierung verpflichtet sich in dem Abkommen, diese Gruppen und ihre Unterstützer in enger Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft entschlossen zu bekämpfen und linke Aktivisten und Politiker zu schützen. Santos sprach von einem Meilenstein auf dem Weg zum endgültigen Frieden. „Wir arbeiten hart, damit ein Traum Wirklichkeit wird“, twitterte er.
Unklar ist, für welche Verbrechen es Amnestie geben soll
Der Direktor der Stiftung für Frieden und Versöhnung, León Valencia, sagte Kolumbien beende als letztes lateinamerikanisches Land das von Diktaturen und Guerillabewegungen geprägte 20. Jahrhundert und beginne ein neues, historisches Kapitel. Die größte Herausforderung sei nun, dass die politische Eingliederung der Rebellen gelinge. Gegner der Friedensverhandlungen wie der ultrarechte Ex-Innenminister Fernando Londono sprachen hingegen von einer „Kapitulation“ und sammeln Unterschriften gegen ein Friedensabkommen. Die Gewalt hat seit Beginn der Verhandlungen vor mehr als drei Jahren deutlich abgenommen. Bis zur endgültigen Unterzeichnung des Friedensvertrags fehlen allerdings noch zahlreiche Details, die bis zuletzt ausgeklammert wurden. Dabei handelt es sich um besonders strittige Punkte wie die Frage, für welche Verbrechen es Amnestie geben soll, wie die politische Teilnahme der ehemaligen Guerilleros aussehen könnte und wie der Friedensvertrag umgesetzt und überwacht werden soll.
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