Wo ist die festgenommene Oppositionsführerin?: Kolesnikowa laut Familie in einem Gefängnis in Minsk
Seit Montag ist Kolesnikowa verschwunden. Sie soll von den Behörden in Belarus zur Ausreise gedrängt worden sein. Nun äußern sich ihr Vater und ihre Anwältin.
Die festgenommene Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa befindet sich nach Angaben ihrer Familie in Belarus angeblich in einem Untersuchungsgefängnis in Minsk. Das teilte ihr Vater Alexander Kolesnikow am Mittwoch mit.
Das Ermittlungskomitee habe ihn angerufen und ihm das mitgeteilt, hieß es. Er habe am Nachmittag im Gefängnis einige Sachen für seine Tochter abgegeben. Eine Bestätigung der Behörden lag zunächst nicht vor.
Kolesnikowas Anwältin Ljudmila Kasak sagte dem unabhängigen Nachrichtenportal tut.by: „Bei Maria ist alles in Ordnung, bislang wurden keine Prozesshandlungen aufgenommen.“ Ihr werde vorgeworfen, öffentlich zur Machtergreifung aufgerufen zu haben.
Die 38-Jährige war am Montag verschwunden. Sie soll daraufhin von den Behörden zur Ausreise in die Ukraine gedrängt worden sein. Als sie sich weigerte, das Land zu verlassen, wurde sie festgenommen. Ihr weiterer Aufenthaltsort war unklar. Am Mittwoch wurde nach Angaben des Koordinierungsrates ihre Wohnung in der Hauptstadt durchsucht.
Bundesregierung fordert Belarus auf, sich zum Verbleib von Kolesnikowa zu äußern
Die Bundesregierung hat den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko mit scharfen Worten zu Verhandlungen mit der Opposition aufgefordert. „Anstatt die Repression zu verstärken und damit weitere Teile der Bevölkerung gegen sich aufzubringen, sollte er endlich in den Dialog mit dem Träger der Souveränität, dem belarussischen Volk, eintreten“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Mittwoch in Berlin.
Zugleich forderte die Bundesregierung die belarussische Staatsführung auf, sich unverzüglich zum Verbleib von Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa zu äußern und rechtsstaatliche Verfahren zu beachten.
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Die Bundesregierung sei erschüttert über Berichte, wonach Kolesnikowa verschleppt worden sei und zwangsweise außer Landes gebracht werden sollte, sagte Fietz.
„Dass die Staatsführung friedliche Demonstrierende weiter inhaftiert und nicht davor zurückschreckt, Oppositionsvertreter ohne jegliche rechtliche Grundlage und in klandestiner Weise zu inhaftieren oder sogar in Wildwest-Manier ins Ausland zu verschleppen, zeigt: Herr Lukaschenko hat das Gebot der Stunde auch einen Monat nach den Wahlen nicht verstanden.“
Kolesnikowa ist eines der bekanntesten Gesichter der Demokratiebewegung, die sich gegen den autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko stellt. Sie ist im Koordinierungsrat der Opposition, der einen friedlichen Machtwechsel will. Einige Mitarbeiter des Gremiums sind bereits festgenommen oder zur Ausreise gezwungen worden. (dpa)
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