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Bisweilen emotional: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bei seiner nächtlichen Rede
© dpa/KRT

Nächtliche Militärparade in Nordkorea: Kim räumt vor Landsleuten Versäumnisse ein

Nordkorea feiert den 75. Gründungstag seiner Arbeiterpartei. Diktator Kim bejubelt, dass es keinen Coronafall im Land gebe – und leistet etwas Abbitte.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat sich bei einem ungewöhnlichen Auftritt auf einer nächtlicher Militärparade zum 75. Gründungstag der herrschenden Arbeiterpartei für die schwierigen Lebensverhältnisse in dem Land entschuldigt. Er schäme sich, dass er das enorme Vertrauen der Bevölkerung nicht angemessen habe zurückzahlen könne, sagte der zeitweise emotional berührt wirkende Kim.

„Meine Bemühungen und Hingabe waren nicht ausreichend, um unser Volk aus seinen schwierigen Lebensverhältnissen herauszubringen“, sagte er auf einem im Staatsfernsehen gezeigten Video. Er machte die internationalen Sanktionen, Wirbelstürme und das Coronavirus für die Probleme verantwortlich.

Kim kündigte an, Nordkorea werde die Streitkräfte für die Selbstverteidigung und Abschreckung ausbauen. Nur so könnten „sämtliche gefährlichen Versuche und Aktionen einschließlich wachsender nuklearer Bedrohungen der feindseligen Kräfte“ kontrolliert werden. Kim ging dabei jedoch nicht auf die USA ein, denen Pjöngjang regelmäßig eine feindliche Politik vorwirft.

Kim sagte, er hoffe, dass sich Nord- und Südkorea nach dem Ende der Corona-Krise wieder die Hände reichen würden. Ende September hatte Nordkorea bestätigt, im Rahmen seiner Maßnahmen gegen das Coronavirus einen Südkoreaner getötet zu haben. Kim hatte an Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in geschrieben, der Vorfall hätte sich nicht ereignen dürfen.

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Der in einem grauen Anzug und mit Krawatte gekleidete Kim hielt seine Rede auf einem Podium auf dem Kim-Il-Sung-Platz, der hell erleuchtet war. Als er die Bühne betrat, war es Mitternacht. Die Rede wurde wiederholt von Jubelrufen der Massen und Beifall unterbrochen. Einige Soldaten und Zivilisten weinten. Niemand trug eine Maske zum Schutz gegen das Coronavirus. Nordkorea hat bisher keinen einzigen Infektionsfall gemeldet.

Bei der anschließenden Militärparade präsentierte die selbst erklärte Atommacht ballistische Raketen verschiedener Reichweiten. Dabei sei auch eine neuartige Interkontinentalrakete vorgeführt worden, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Experten vermuteten demnach, dass die Rakete weiter als die nordkoreanische Rakete vom Typ Hwasong-15 fliegen könne, die eine Reichweite von mehr als 12.800 Kilometern habe. Es scheine jedoch so, als ob die neue Rakete nicht mehrere Sprengköpfe befördern könne.

Große Show in der Nacht: Militärparade in Pjöngyang
Große Show in der Nacht: Militärparade in Pjöngyang
© AFP/KCNA via KNS

Massenspektakel huldigt dem „Licht der Arbeiterpartei“

Kim Jong Un hatte Ende 2019 bei einem Parteitreffen gedroht, die Welt werde in naher Zukunft eine „neue strategische Waffe“ seines Landes erleben. Er erklärte damals außerdem, dass sich Pjöngjang grundsätzlich nicht mehr an sein Moratorium für Tests von Atombomben und Interkontinentalraketen gebunden sehe. Hintergrund sind die stockenden Nuklearverhandlungen der kommunistischen Führung mit den USA. Seit dem gescheiterten Gipfeltreffen der beiden Länder im Februar 2019 in Vietnam kommen die Gespräche nicht mehr voran.

Pjöngjang nutzt oft wichtige Feier- oder Gedenktage dazu, militärische Stärke zu zeigen. Als ungewöhnlich galt diesmal die Tageszeit für die Waffenschau. Zunächst hatte der Generalstab in Südkorea mitgeteilte, dass es Anzeichen dafür gebe, dass in Pjöngjang eine große Militärparade in den frühen Morgenstunden stattgefunden habe.

Nach Ansicht von Beobachtern erhoffte sich die Führung von dem nächtlichen Massenspektakel offensichtlich eine größere Wirkung. „Die Entscheidung, das zu Beginn der Nacht abzuhalten, macht Sinn, mit Kim Jong Uns scharfer, emotionaler Betonung, die Widrigkeiten zu überwinden“, schrieb der Nordkorea-Experte Ankit Panda auf Twitter. Damit solle suggeriert werden: „Das Licht der Arbeiterpartei wird die Dunkelheit durchdringen.“ (Reuters, dpa)

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