Interview mit der "Washington Post": Kim Jong Uns Tante führt anonymes Leben in den USA
Vor 18 Jahren setzte sich die Tante von Nordkoreas Machthaber mit ihrem Mann in die USA ab. Der "Washington Post" gaben sie jetzt Einblick in ihr geheimes Leben.
Die Tante von Nordkoreas Diktator Kim Jong Un lebt nach einem Bericht der "Washington Post" unter falschem Namen in den USA einige Autostunden entfernt von New York. Die 60-Jährige, die in ihrer Heimat Ko Jong Suk hieß, betreibt demnach dort gemeinsam mit ihrem Mann Ri Gang, einem früheren nordkoreanischen Diplomaten, eine Reinigung. Das Paar hat drei Kinder. Über ihre Flucht in die USA hatte schon 2013 die südkoreanische Presse berichtet.
"Meine Freunde hier sagen mir, dass ich sehr glücklich sein kann, weil ich alles habe", sagte Ko der Zeitung. Nach ihren Angaben haben sie und ihr Mann sich vor 18 Jahren in die USA abgesetzt - mit Hilfe des CIA. Beide konnten mit Diplomatenpässen reisen und waren zuvor in der Schweiz, wo die Schwester Kos, die Mutter Kim Jong Uns , wegen Krebs behandelt wurde.
In der US-Botschaft in Bern beantragten sie dann 1998, aus Furcht, beim nordkoreanischen Regime in Ungnade gefallen zu sein, politisches Asyl. Nach einem Aufenthalt auf einer US-Militärbasis nahe Frankfurt kamen sie in die USA. Die CIA gab dem Paar 200.000 Dollar als Empfangsgeschenk.
Da ihre Schwester früh starb, habe sie Kim Jong Un mit betreut. Er sei ebenso wie ihr eigener Erstgeborener 1984 zur Welt gekommen. "Er und mein Sohn waren Spielkameraden von Geburt an. Ich habe beiden die Windeln gewechselt", sagte Ko.
Kim Jong Un sei als Kind kein Unruhestifter gewesen. "Aber er war leicht aufgebracht und ungeduldig", sagte Ko. "Wenn seine Mutter ihn rüffelte, weil er nicht so viel mit seinem Spielzeug spielen, sondern mehr lernen sollte, widersprach er nicht. Aber er protestierte anders, etwa mit einem Hungerstreik." Später habe er angefangen, Basketball zu spielen. "Er wurde besessen davon", sagte Ko über Kim Jong Un, der schon etwa Basketball-Star Dennis Rodman nach Nordkorea einlud.
Wichtige Geheimnisse über Nordkorea hat das Paar nach Ris Angaben nicht preiszugeben. "Wir haben nur auf die Kinder aufgepasst", sagte er. "Wir kannten keine atomaren oder militärischen Geheimnisse."
Ko sagte, sie wolle nicht zurück in ihre Heimat. Ihr Mann dagegen hat genau das zum Ziel und hat deshalb auch sein Schweigen gebrochen. "Ich verstehe Amerika und ich verstehe Nordkorea", sagte Ri. "Ich könnte ein Vermittler zwischen beiden sein." (Tsp/kpo)