Afghanistan: Karsai glaubt nicht mehr an Verhandlungen mit Taliban
Waffen statt Worte: Der afghanische Staatschef Hamid Karsai glaubt nicht mehr an eine Versöhnung mit den Taliban. In einer Fernsehansprache will er demnächst sein neues Vorgehen erläutern.
Afghanistans Staatschef Hamid Karsai will nach dem Mord am früheren Präsidenten Burhanuddin Rabbani vor rund zwei Wochen seine Verhandlungsstrategie mit den radikalislamischen Taliban überdenken. „Sämtliche Friedensgespräche mit den Taliban liegen auf Eis“, sagte Karsais Sprecher Siamak Herawi. „Der Präsident wird daher seine Friedens- und Versöhnungsstrategie überdenken.“ Schon „sehr bald“ werde er in einer Fernsehansprache sein neues Vorgehen vorstellen. Rabbani hatte im Auftrag der Regierung Gespräche über Friedensverhandlungen mit den Taliban geführt.
Am Freitag hatte Karsai vor religiösen Würdenträgern in Kabul seine Frustration geäußert. Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar habe „keine Adresse, und sein Friedensgesandter entpuppt sich als Killer. Mit wem sollen wir also reden?“ Rabbani war am 20. September in seinem Haus in Kabul getötet worden. Der Attentäter hatte sich als gesprächsbereiter Vertreter der Taliban ausgegeben, die Bombe hatte er in seinem Turban versteckt.
Der Präsidentenpalast erklärte am Sonntag, es gebe Beweise, dass Rabbanis Mörder Pakistaner sei. Die Taliban selbst übernahmen jedoch bisher noch nicht die Verantwortung für Rabbanis Tod. Die Nato-Truppe Isaf erklärte, in Afghanistan den dortigen Anführer des Hakkani-Netzwerks, Hadschi Mali Chan, gefasst zu haben. Die Hakkani-Gruppe ist mit den Taliban und dem Terrornetzwerk Al Qaida verbündet und hat ihre Hochburg in Pakistan. Das Netzwerk soll für einige der schwersten Anschläge in Kabul in den vergangenen Wochen verantwortlich sein. Siradschuddin Hakkani wies in einem schriftlich geführten Interview mit dem britischen Sender BBC am Montag jede Verwicklung seines Netzwerks in Rabbanis Tod zurück: „Wir haben Burhanuddin Rabbani nicht getötet.“
Unterdessen veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berechnungen, wonach der Afghanistan-Einsatz Deutschland in den vergangenen zehn Jahren 17 Milliarden Euro gekostet hat. Das ist drei Mal so viel wie die von der Bundesregierung veranschlagten 5,5 Milliarden Euro. Bis zum geplanten Abzug der letzten deutschen Truppen 2014 muss Deutschland nach DIW-Schätzungen mindestens fünf weitere Milliarden investieren. Der Beginn des internationalen Afghanistan-Einsatzes jährt sich am 7. Oktober zum zehnten Mal. (AFP/dpa)
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