Berufsbildung: Karriere machen
Eine Woche lang widmen sich der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau den Ausbildungsberufen.
Das gab’s noch nie. Gemeinsam übernehmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender die Schirmherrschaft über die Woche der beruflichen Bildung vom 16. bis 20. April. Es geht ihnen darum, ein Scheinwerferlicht auf die duale Bildung zu richten, die im Ausland als Markenzeichen des Modells Deutschland bewundert wird. Rund 7,7 Milliarden Euro jährlich investieren private Unternehmen in die berufliche Ausbildung junger Menschen. Das verdient aus Sicht des Bundespräsidenten und seiner Frau, die beide aus Tischlerfamilien stammen, viel mehr Aufmerksamkeit. Dabei geht es ihnen nicht nur darum, Wertschätzung und Respekt zu vermitteln. Als erwünschte Nebenwirkung streben sie auch an, die Zahl der Studienabbrecher zu vermindern. Falsche Vorstellungen über Zukunftsperspektiven führen immer wieder zur falschen Berufswahl.
Klischees überwinden
Wer dieser Tage auf einen Maler oder Installateur wartet oder darauf, dass ein Mechatroniker das stotternde Auto mal unter die Lupe nimmt, weiß, wie wichtig Ausbildungsberufe sind. Die wenigsten warten ähnlich sehnsüchtig auf die Dienste von Germanisten oder Kunsthistorikern. Es geht aber, wie es im Bundespräsidialamt heißt, auf keinen Fall darum, irgendetwas gegeneinander auszuspielen. Dass auch Ausbildungsberufe Aufstieg, Karriere und gute Verdienstmöglichkeiten bieten, ist bei Eltern und Lehrern oft noch zu wenig im Bewusstsein. Vor allem Elke Büdenbender setzt sich auch bei anderen Gelegenheiten engagiert dafür ein, dass Klischees überwunden werden, dass viel mehr Mädchen sich bei der Berufswahl für klassische Männerberufe wie zum Beispiel Mechatroniker oder die vergleichsweise gut bezahlten Bereiche Elektrotechnik und Prozesstechnik entscheiden. Umgekehrt findet sie, dass mehr männliche Kindergärtner ebenfalls nicht schaden könnten. Positive Rollenmodelle sind schließlich überall gefragt. Die Juristin mit Ausbildung zur Industriekauffrau setzt selber ein gutes Beispiel. Es geht, wie es im Bundespräsidialamt heißt, bei der Aktion um ein beträchtliches Volumen. Mehr als 700000 berufliche Bildungswege wurden 2017 begonnen, darunter 523000 im dualen System. Dessen Chancen und Stärken werden bei 13 Terminen in sechs Bundesländern ausgiebig beleuchtet. Die Verbindung zwischen Bildungssystem und praktischer Erfahrung hat viele positive Aspekte. Davon profitieren auch Menschen mit Behinderungen. Die Zahl junger Geflüchteter unter den Auszubildenden stieg von 12.000 auf 27.000.
Im Ausland weiterbilden
Die Woche beginnt mit einer Rede von Elke Büdenbender bei der Jugendmeisterschaft der Dehoga Berlin. Dabei sitzt, auch das ein Novum, der Bundespräsident im Publikum. Frank-Walter Steinmeier eröffnet die Woche am Dienstagmorgen beim Ausbildertag der Handwerkskammer Berlin. Beide reisen dann nach Hamburg und tauschen sich aus mit Lehrkräften und Schülern über digitale Medien. Ganz wichtig ist ein Termin bei der Handwerkskammer Potsdam zur „Berufsbildung ohne Grenzen“. Dass nicht nur Studierende, sondern auch Azubis sich im Ausland weiterbilden können, ist ein attraktiver Aspekt der Berufsausbildung.
In Leipzig setzt Elke Büdenbender einen Schwerpunkt zum Thema Frauen in Männerausbildungsberufen. Das aktuelle Thema Integration von Menschen nichtdeutscher Herkunft durch berufliche Bildung in der Altenpflege rückt in Ludwigsburg in den Mittelpunkt. Karriereverläufe mit Berufsausbildung werden im Austausch mit mittelständischen Unternehmern in Stuttgart unter die Lupe genommen. Zur Abschlussveranstaltung in Düsseldorf werden Repräsentanten aller beteiligten Institutionen erwartet, der Handwerkskammern zum Beispiel und der Industrie- und Handelskammern. Ganz im Sinne des dualen Systems folgt zum Schluss noch ein praxisorientierter Termin in Dortmund, bei dem es um einen besseren Übergang von der Schule in die Ausbildung geht.