In Antalya verhaftet: Kanzlerin verurteilt Festnahme von Deutschen in der Türkei
In der Türkei sind zwei weitere Deutsche inhaftiert worden. Dies teilte das Auswärtige Amt mit. Kanzlerin Merkel verurteilte die Festnahme.
Bundeskanzlerin Angela Merkel erwägt nach der Festnahme von zwei weiteren Deutschen in der Türkei eine schärfere Politik gegenüber Ankara. Solche Festnahmen hätten in den „allermeisten Fällen keinerlei Grundlage“, sagte sie am Freitag beim Bundesmittelstandstag in Nürnberg. „Und deshalb müssen wir hier auch entschieden reagieren.“ Angesichts der jüngsten Ereignisse müsse die Bundesregierung ihre Türkeipolitik „vielleicht weiter überdenken.“ Merkel bekräftigte zudem ihre Ankündigung, Verhandlungen über eine Ausweitung der Zollunion zwischen der Europäischen Union und Ankara zu blockieren. Solche Gespräche kämen „unter diesen Umständen nicht infrage“, betonte Merkel. Die jüngsten Festnahmen von Deutschen in der Türkei hätten „mit unseren Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun.“
Scharfe Kritik an Erdogan
Zudem äußerte Merkel scharfe Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Es komme nicht infrage, dass dieser türkischstämmige Deutsche dazu aufrufe, weder die CDU, die SPD noch die Grünen zu wählen. „Das entscheiden die Menschen in unserem Land alleine, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben.“ Am Freitag wurde bekannt, dass zwei Deutsche aufgrund politischer Vorwürfe in der Türkei festgenommen wurden. Das teilte eine Sprecherin des Auswertiges Amtes in Berlin mit. Die Festnahme habe am Donnerstag stattgefunden. Das Generalkonsulat in Izmir sei von nichtstaatlichen Stellen über die Festnahme der beiden in der Türkei informiert worden. Die Flughafenpolizei in Antalya habe die Festnahme auf Anfrage des Konsulats bestätigt. Bestätigt worden sei auch die alleinige deutsche Staatsangehörigkeit der beiden Festgenommenen. Telefonischen Kontakt habe es zunächst nicht gegeben. Die Bundesregierung versuche, Kontakt herzustellen und konsularische Betreuung so schnell wie möglich sicherzustellen. Die Auslandsvertretungen bemühten sich nun um Informationen und darum, einen Kontakt zu den beiden Festgenommenen herzustellen, sagte die Sprecherin. Der Bitte um einen telefonischen Kontakt von deutscher Seite wurde zunächst nicht stattgegeben.
Insgesamt zwölf Deutsche wegen politischer Vorwürfe in Haft
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seit dem gescheiterten Putsch im Juli 2016 Zehntausende Personen unter dem Vorwurf der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung inhaftieren lassen.
Anlässlich des 200. Tags der Inhaftierung des Journalisten Deniz Yücel betonten die Sprecherin und Regierungssprecher Steffen Seibert, die Bundesregierung sei in Gedanken bei ihm. Neben Yücel sind auch die Journalistin Mesale Tolu und der Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner derzeit in der Türkei in Haft. Insgesamt werden nach Angaben der Sprecherin - mit den zwei neuen Fällen - inzwischen zwölf Deutsche wegen politischer Vorwürfe in türkischen Gefängnissen festgehalten. (dpa/epd)