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Das Tor der Synagoge in der Berliner Rykestraße.
© Mike Wolff

Umfrage der Europäischen Grundrechte-Agentur: Juden in Europa sehen wachsenden Antisemitismus

Jeder fünfte Jude in Europa war in den vergangenen zwölf Monaten direkt mit Antisemitismus konfrontiert. Die Europäische Grundrechte-Agentur fordert nun die EU zum Handeln auf.

Juden in Europa halten Antisemitismus in der Mehrheit für ein wachsendes Problem. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Europäischen Grundrechte-Agentur (FRA). Demnach sehen 66 Prozent der befragten Juden Antisemitismus als großes Problem. Für 76 Prozent hat sich die Situation in den vergangenen fünf Jahren in ihrem Land sogar verschärft. "Antisemitismus ist ein verstörendes Beispiel dafür, wie Vorurteile über Jahrhunderte bestehen können", sagte FRA-Direktor Morten Kjaerum bei der Vorstellung der Umfrage am Freitag in Wien. In Deutschland gaben die Befragten sogar an (61 Prozent), dass Antisemitismus das größte Problem sei, gefolgt von Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Entwicklung.

Für den Bericht wurden mehr als 5.800 Juden im Alter über 16 Jahren in jenen EU-Ländern befragt, in denen zusammen 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung in der EU leben. Darunter fallen Großbritannien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Ungarn, Italien, Lettland und Schweden.

21 Prozent der Befragten berichteten, sie hätten allein in den vergangenen zwölf Monaten antisemitische Äußerungen oder andere Belästigungen erfahren. Überdurchschnittlich viele Befragte aus Deutschland gaben an, in den vergangenen 12 Monaten belästigt oder beleidigt worden zu sein. Zwei Prozent der Befragten seien in der Zeit Opfer eines gewaltsamen Übergriffs geworden. Der Großteil dieser Angriffe wurde von den Betroffenen nicht gemeldet. Ein Viertel der Befragten gab zudem an, jüdische Veranstaltungen zu meiden, weil sie sich dort nicht sicher fühlten.

Als wachsenden Ort für antisemitische Attacken sehen drei von vier Befragten insbesondere das Internet. „Was als Informations- und Kommunikationsmittel gedacht ist, wird als Instrument für antisemitische Schikane genutzt“, kritisierte Kjaerum.
Mit Blick auf die Umfrageergebnisse fordert die FRA die EU auf, antisemitische Übergriffe besser und umfangreicher zu dokumentieren. Darüber hinaus müsse sie das Problem antisemitischer Haltungen und Angriffe im Internet verstärkt bekämpfen. (Tsp)

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