Der letzte aufrechte Republikaner: John McCain will Trump nicht bei seiner Beerdigung haben
Der republikanische US-Senator ist todkrank - und trifft auf den letzten Metern seines Lebenswegs noch unbequeme Entscheidungen.
Er gibt sich nie einfach kampflos geschlagen. Auch dieses Mal nicht, auf den letzten Metern des Laufs seines Lebens, der nur auf eine Weise enden kann. US-Senator John McCain bleibt bis zuletzt Herr des Geschehens.
Auf seiner Ranch in Arizona empfängt der 81-Jährige, bei dem im vergangenen Jahr ein aggressiver Hirntumor entdeckt worden war, in diesen Tagen Scharen von Freunden und Wegbegleitern, er nimmt Abschied – und trifft noch einmal unbequeme Entscheidungen. Unter anderem die, dass er Präsident Donald Trump von seiner Beerdigung ausschließt. Stattdessen soll Trumps Stellvertreter Mike Pence an der Trauerfeier teilnehmen, berichten Vertraute der „New York Times“ zufolge.
Dass sich die beiden Republikaner nicht ausstehen können, ist bekannt. Auf der einen Seite der aufrechte, pflichtbewusste Politikveteran, der Kriegsheld, der auch Demokraten wie den ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden zu seinem engsten Freundeskreis zählt und weltweit hohes Ansehen genießt. Auf der anderen Seite der 71 Jahre alte schillernde Immobilienmogul aus New York, der bei seinen Geschäften gerne jeden Vorteil zu nutzen sucht und durch seine unkontrollierte Art regelmäßig nicht nur internationale Verbündete, sondern auch die eigene Partei verstört. Dass Trump McCain den Heldenstatus absprach, weil dieser sich während des Vietnamkrieges habe gefangen nehmen lassen, hat ihr Verhältnis endgültig zerrüttet.
Moralische Führungsrolle
Angesichts einer Partei, die unter Trump die Orientierung verloren zu haben scheint, gilt McCain vielen in Europa als der letzte aufrechte Republikaner. Gerade erst hat ihm die American Academy in Berlin den Henry-Kissinger-Preis verliehen, eine Auszeichnung, die herausragende Persönlichkeiten der internationalen Diplomatie ehren soll. Da McCain an keinen Feierlichkeiten mehr teilnehmen kann, wurde ihm der Preis privat übergeben. Eine rührende Geste an einen erklärten Transatlantiker. Dass Donald Trump eines Tages wegen seiner diplomatischen Verdienste ausgezeichnet wird, scheint eher ausgeschlossen.
McCain hält Trumps Rückzugspolitik, seine „America first“-Rhetorik für unpatriotisch. Dass die Vereinigten Staaten eine moralische Führungsrolle in der Welt haben, steht für ihn fest – genauso wie die Tatsache, dass Trump dieser Rolle nicht gerecht wird.
Und so nimmt die Welt Anteil an McCains letztem Weg. Und wünscht sich, dass sein Vorbild Schule macht.