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Spitzname "The Maverick": John McCain ist einer der Großen im US-Senat - und ein Querkopf.
© Henry Romero / Reuters

Ex-Präsidentschaftskandidat der Republikaner: John McCain hat einen Gehirntumor

Die Erkrankung des US-Senator stellt die Mehrheiten für Trumps Reformpläne in Frage - und weckt Parallelen zu Ted Kennedys Schicksal. Ein Porträt.

Er ist eine der großen Figuren im US-Parlament: knorrig, störrisch, mitunter verletzend. Aber eine Person, die man respektiert und an der man sich orientiert. Als die Nachricht von John McCains Gehirntumor am Mittwoch Washington erreicht, versammeln sich Kollegen spontan, um für seine Gesundung zu beten.

Vier Präsidenten wünschen dem "Kämpfer" Genesung

Vier US-Präsidenten – Donald Trump, Barack Obama, Bill Clinton und George Bush Sr. – melden sich sofort mit Genesungswünschen, die alle eine Charaktereigenschaft hervorheben: Der 80-Jährige sei „ein Kämpfer“. Das gilt seinem Ruf als Kriegsheld und der Art, wie er den Präsidentschaftswahlkampf 2008 führte, im eigenen Lager und gegen Obama.

Rasch werden Vergleiche gezogen zu Ted Kennedy, einer ähnlich herausragenden Gestalt, den sie den „Löwen des Senats“ nannten. Er starb 2009 an derselben aggressiven Tumorart, die nach der Diagnose im Schnitt noch 16 Monate Leben zulässt.

Erneut geht es um jede Stimme für die Gesundheitsreform

Dazu laden zudem die politischen Parallelen ein. Damals ging es um die Verabschiedung von Obamas Gesundheitsreform; jede Stimme zählte. Kennedy fehlte über Monate. Als er starb, ging der Sitz in Massachusetts, der als sicher für die Demokraten galt, überraschend an die Republikaner verloren, wegen des Aufstiegs der „Tea Party“. Nur mit vielen Überredungskünsten und unter Nutzung von Geschäftsordnungstricks gelang die Gesundheitsreform noch.

Jetzt will Trump Obamacare wieder abschaffen; erneut kommt es auf jede Stimme an. McCain ist ein Trump-Kritiker. Als er sich wegen eines mutmaßlich harmlosen Eingriffs ins Krankenhaus abmeldete – dabei wurde der Tumor entdeckt –, kam es unter den Republikanern im Senat zur Absetzbewegung von Trumps Gegenreform.

Gefoltert, aber nicht gebrochen im "Hanoi Hilton"

„Der Krebs weiß nicht, mit was für einem Gegner er sich anlegt. Zeig’s ihm, John!“, bemüht sich Obama um Optimismus. McCain stammt aus einer Soldatenfamilie und kam 1936 auf einem US-Militärstützpunkt in der Panamakanalzone zur Welt. Als Marineflieger nahm er am Vietnamkrieg teil, wurde abgeschossen und in der fünfjährigen Kriegsgefangenschaft im berüchtigten „Hanoi Hilton“ gefoltert.

Nach der Rückkehr wurde er Verbindungsoffizier zum US-Senat und schlug bald selbst die politische Laufbahn ein. Seit 30 Jahren vertritt er Arizona im Senat. Er betrachtet Russland als Feind, gilt in der Partei als Querkopf, verteidigt Ethikregeln in der Politik und hat mit Demokraten die Bedingungen für Wahlkampfspenden verschärft.

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