Nach den Gewalttaten in Bayern: Joachim Herrmann, der Unermüdliche
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ist nach den Anschlägen und Amokläufen im Dauereinsatz. Er gilt als solider Faktenmensch.
Sie stammen beide aus Mittelfranken und sind CSU-Politiker. Das aber dürften schon die einzigen Gemeinsamkeiten sein zwischen Markus Söder und Joachim Herrmann. Während der Finanzminister aus Nürnberg nichts auslässt, um sich teils exzentrisch zu profilieren, gibt sich der Innenminister aus Erlangen als zurückhaltender Sacharbeiter. Doch seit den drei Anschlägen in einer Woche in Bayern hat Herrmann einen der wohl härtesten Jobs im Freistaat und ist dauerpräsent – eine für ihn ungewohnte Position.
Herrmann erklärt das Axt-Attentat von Würzburg, berichtet über den Münchner Amoklauf, legt Blumen am Tatort nieder, ist bei der Talkshow von Frank Plasberg in Berlin zu Gast und informiert die Öffentlichkeit wenige Stunden später, mitten in der Nacht, über den Selbstmordanschlag in Ansbach. Am Dienstag war er schon wieder in St. Quirin am Tegernsee bei der schon seit langem anberaumten Tagung des bayerischen Kabinetts.
Ministerpräsident Horst Seehofer weiß, was er an diesem soliden Faktenmenschen hat, auch die Opposition zollt ihm in diesen Tagen Respekt. Allein körperlich ist dieses Pensum kaum zu schaffen, dennoch sieht Herrmann bei all seinen Auftritten nahezu gleich aus und wirkt ruhig-seriös. Seine „persönliche Befindlichkeit“ sei in diesen Stunden und Tagen nicht entscheidend, sagt er. Sein Lebenslauf ist nahezu ohne Brüche: Jura-Studium, politische Arbeit in der CSU, Referent in der Bayerischen Staatskanzlei. Er stand der CSU-Fraktion vor und wurde 2007 Innenminister.
Politisch gilt er als Law-and-Order- Mann, zeichnet sich aber auch durch Bedächtigkeit aus. Herrmann gehört nicht zu jenen, die die Stimmung aufpeitschen. Besondere Kreativität oder größere politische Visionen sind auch nicht seine Sache. Seine Bezeichnung des Schlagersängers Roberto Blanco als „wunderbaren Neger“ in einer Talkshow war ein Ausrutscher, der Anlass gab, Herrmann in den miefigen bundesrepublikanischen 50er Jahren zu verorten. Sein Auftreten passt ein bisschen dazu: immer Anzug und Krawatte, das Haar sorgfältig frisiert.
Herrmann gilt als bieder, manchen auch als langweilig. CSU-Parteitage leitet er mit großer Umsicht, für viele Stunden sitzt er fest verwurzelt auf seinem Stuhl, arbeitet das Programm ab. In der Parteikrise 2008 nach Edmund Stoibers erzwungenem Rückzug wollte Herrmann Ministerpräsident werden, zog dann aber für Horst Seehofer zurück. In der Partei wird er jetzt als eine Art Notnagel angesehen für die Seehofer-Nachfolge. Falls sich Söder und seine Konkurrentin Ilse Aigner, die bayerische Wirtschaftsministerin, auf eine Art und Weise anfeinden, die die Partei schädigt – dann könnte die Stunde des Joachim Herrmann kommen.
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