Armutsbericht der EU: Jeder zwölfte Deutsche kann sich keine regelmäßigen Mahlzeiten leisten
Jeder dritte Deutsche kann plötzliche Ausgaben nicht allein stemmen, jeder fünfte muss auf Urlaub verzichten - das geht aus einem Armutsbericht der EU hervor. Die Werte für alle EU-Länder sind noch höher, selbst regelmäßige Mahlzeiten sind ein Problem.
Um die Lebensstandards vieler Familien in Deutschland - und in Europa - ist es schwer bestellt. So kann jeder Dritte in Deutschland keine unerwartet anfallenden Ausgaben aus eigener Tasche bestreiten, jeder Fünfte muss komplett auf Urlaubsreisen verzichten. Für 8,2 Prozent der Bevölkerung Deutschlands ist es darüber hinaus nicht möglich, mindestens jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch, Geflügel oder Fisch beziehungsweise eine entsprechende vegetarische Mahlzeit einnehmen zu können
Die Ergebnisse stammen aus einer EU-weit durchgeführten Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC), die das Statistische Bundesamt am Dienstag vorstellte. Die Erhebung wurde 2012 vergleichend in allen EU-Ländern durchgeführt - und beruht auf den Selbsteinschätzungen der Befragten. Befragt wurde die Fähigkeit, größere Anschaffungen oder Reparaturen aus eigenem Geldbeutel zu stemmen, sowie die Möglichkeit sich regelmäßige Mahlzeiten und Urlaubsreisen zu finanzieren.
Jeder zehnte Europäer kann sich keine regelmäßige Mahlzeit leisten
Auf EU-Ebene sieht das Ergebnis noch negativer aus: Über 40 Prozent der Befragten können im EU-Schnitt keine unerwartet anfallenden Ausgaben bestreiten, 39 Prozent leisten sich keine Urlaubsreisen und 11 Prozent haben Probleme, alle zwei Tage eine Mahlzeit zu bezahlen.
Die armutsgefährdete Bevölkerung wurde gesondert unter die Lupe genommen - mit drastischen Ergebnissen. Fast drei Viertel (73,2 %) der Armutsgefährdeten in Deutschland konnten unerwartet auftretende Ausgaben finanziell nicht aus eigener Kraft bewältigen (EU: 71,7 %). Mehr als die Hälfte (57,6 %) von ihnen konnte sich keine Urlaubsreise leisten (EU: 70,4 %). Auf eine vollwertige Mahlzeit verzichteten ein Viertel der Armutsgefährdeten in Deutschland (24,8 %) beziehungsweise der EU (25,9 %).
Die meisten armen Europäer leben in Bulgarien, Rumänien und Lettland
Der Statistik nach leben die meisten von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Personen in Bulgarien (49,3 Prozent %) und Rumänien (41,7 %). Besonders hoch ist der Anteil zudem auch in Lettland (36,2 %) und Griechenland (34,6 %), in Deutschland ist knapp jeder Fünfte (19,6 %) von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen. Als von Armut betroffen gilt in der Studie, wessen Einkommen nach Abgaben mindestens 60 Prozent unter der Landesdurchschnitt liegt.
Weitere Ergebnisse aus der Erhebung EU-SILC (LEBEN IN EUROPA 2012) sowie deren methodische Erläuterungen finden Sie hier.