Kampf gegen den "Islamischen Staat": Jagd auf den Kopf des Terrors
US-Kampfjets haben im Irak Anführer des „Islamischen Staats“ angegriffen. Dabei soll IS-Chef Abu Bakir al Baghdadi schwer verletzt worden sein.
Die westirakische Stadt Al Qaim am Euphrat ist den US-Streitkräften bestens bekannt. In der Stadt an der Grenze zu Syrien kämpften US-Soldaten im Jahr 2005 gegen irakische Aufständische. Am Wochenende stand Al Qaim wieder im Visier der Amerikaner. Kampfjets der US-geführten Allianz gegen den „Islamischen Staat“ (IS) nahmen dort eine Gruppe hochrangiger Vertreter der Dschihadisten unter Beschuss.
Nach unbestätigten Berichten galt der Angriff dem IS-Anführer und selbst ernannten Kalifen Abu Bakir al
Der "Islamische Staat" äußert sich nicht zum Schicksal von Abu Bakir al Baghdadi
Baghdadi. Mehrere Dutzend Menschen sollen bei dem Bombardement umgekommen sein. Baghdadi trug nach einer Meldung des Senders Al Arabiya schwere Verletzungen davon. In Al Qaim mussten Patienten ein Krankenhaus verlassen, um für die verletzten IS-Kämpfer Platz zu machen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Per Lautsprecher rief der IS in der Stadt zu Blutspenden auf. Unter den Todesopfern soll auch der IS-Chef der westirakischen Provinz Anbar sein, in der Al Qaim liegt. Der saudische Sender Al Arabiya meldete unter Berufung auf irakische Clans in Anbar, auch Baghdadi sei lebensgefährlich verwundet worden. Der IS äußerte sich zunächst nicht dazu.
Die Grenzstadt Al Qaim ist wichtig für den Nachschub des IS zwischen dem Irak und Syrien. Weitere Militäraktionen in der Gegend stehen möglicherweise kurz bevor. Nach einer Meldung des kurdischen Nachrichtenportals Rudaw aus dem Nordirak forderte die irakische Armee die Bewohner der Stadt Kubaisa rund 120 Kilometer südöstlich von Al Qaim auf, sich in Sicherheit zu bringen. Auch weiter nördlich im Irak schlug die Allianz zu. In der Nähe der Stadt Mossul, die im Sommer vom IS überrannt worden war, bombardierten Jets einen Lastwagenkonvoi der Dschihadisten. Dabei starben 50 IS-Kämpfer. In Mossul hatte sich Baghdadi im Juli bei einer Predigt in einer Moschee gezeigt. Seitdem hält er sich versteckt – die USA haben ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf ihn angesetzt.
Die USA haben ihre Bemühungen verstärkt, den 43-Jährigen auszuschalten
Ob Baghdadi tatsächlich bei den Angriffen in Al Qaim oder in Mossul verletzt wurde, blieb unklar. Fest steht aber, dass die USA ihre Bemühungen, den IS-Chef zu fassen oder zu töten, erheblich verstärkt haben. Der 43-jährige Iraker Baghdadi wurde als sunnitischer Extremist nach der Eroberung des Iraks durch die USA Mitte des vergangenen Jahrzehnts interniert und traf im Gefängnis mehrere andere Extremisten, die heute mit ihm zusammen an der Spitze des IS stehen. Einige Zeit soll Baghdadi in Al Qaim gewohnt haben. Gegner des IS versuchen seit Monaten, die Chefs der Extremisten dingfest zu machen. IS-„Außenminister“ Abu Mohammed al Adnini soll bei einem Luftangriff im Irak vor einigen Wochen ums Leben gekommen sein.
Die regierungsnahe türkische Zeitung „Yeni Safak“ meldete am Sonntag unter Berufung auf Militärkreise, rund 50 US-Elitesoldaten seien in den Irak verlegt worden, um Baghdadi zu jagen. Die Truppe warte am Flughafen der irakischen Hauptstadt Bagdad auf den Einsatzbefehl. Allerdings sei es schwierig, den IS-Chef zu orten. Baghdadi trete seit Monaten nicht mehr öffentlich auf und benutze weder Telefone noch Funkgeräte.
Die US-Luftangriffe der vergangenen Monate im Irak und in Syrien haben die Bewegungsfreiheit des IS eingeschränkt und die Dschihadisten auf einigen Schlachtfeldern wie der syrischen Grenzstadt Kobane in die Defensive gedrängt. Rudaw zufolge rücken die nordirakischen Peschmerga-Truppen dank der Luftunterstützung auch in Richtung Mossul vor. Die Peschmerga haben demnach in jüngster Zeit einige Gegenden zurückerobert, die im Sommer vom IS eingenommen worden waren. Der Gegenangriff komme nicht nur wegen der Luftunterstützung gut voran, sondern auch dank der von Deutschland gelieferten Waffen, meldete Rudaw. Berlin hatte den Peschmerga unter anderem Panzerabwehrraketen zur Verfügung gestellt.
Doch die Dschihadisten vermeiden Medienberichten zufolge wegen der Angriffe inzwischen soweit es geht große Truppenbewegungen. Sie verteilen ihre Fahrzeuge stattdessen auf mehrere kleine Gruppen, die von den Aufklärungsflugzeugen und Drohnen schwieriger zu entdecken sind. Auch in Kobane kämpft der IS trotz der Waffenhilfe für die dortigen kurdischen Verteidiger durch die nordirakischen Peschmerga weiter. Durch Artilleriefeuer der Extremisten sollen mehrere Menschen getötet worden sein.