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Ein israelischer Soldat
© dpa
Update

Nach Raketenbeschuss: Israel bombt erneut im Gazastreifen

Seit dem letzten Schlagabtausch zwischen Israel und dem Gazastreifen Ende 2012 galt eine stets brüchige Waffenruhe. Jetzt wurde Israel wieder massiv aus der Enklave am Mittelmeer angegriffen. Und antwortete sofort. Die Luftwaffe setzte ihre Angriffe auch am Donnerstag fort.

Nach neuem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hat die israelische Luftwaffe am Donnerstag dort wieder angegriffen. Insgesamt sieben Ziele seien im Süden der Enklave getroffen worden, teilte die Armee in Tel Aviv mit. „Seit gestern hat sich die Sicherheitslage der Bevölkerung in Südisrael entscheidend verschlechtert. Wir haben reagiert und werden das auch weiterhin tun, um entstehende Bedrohungen rechtzeitig zu eliminieren“, schrieb Armee-Sprecher Peter Lerner.

Am Dienstag hatte Israel die massivsten Raketenangriffe seit Ende 2012 erlebt. Nach dem Beschuss reagierte israelische Luftwaffe laut Augenzeugen am Mittwochabend mit Vergeltungsangriffen auf mehrere Ziele in dem palästinensischen Gebiet. Den Angaben zufolge wurden neun Ziele angegriffen, davon mindestens sieben im Süden des Gazastreifens, die anderen im Norden. Demnach galten die Angriffe Ausbildungslagern der Al-Kuds-Brigaden, dem bewaffneten Flügel des Islamischen Dschihad, der sich zuvor zu den Raketenangriffen bekannt hatte, sowie der Essedin-al-Kassem-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas.

Zunächst keine Opfermeldungen in Israel

Die israelischen Streitkräfte bestätigten lediglich, dass es einen „Angriff“ gebe. Von den Rettungskräften wurden zunächst keine Opfer gemeldet. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Hamas habe am Abend alle ihre Lager geräumt. Der Islamische Dschihad hatte zuvor dutzende Raketen und Granaten auf den Süden abgefeuert. Damit reagierte die radikale Organisation nach eigenen Angaben auf die gezielte Tötung von drei ihrer Aktivisten am Vorabend durch einen israelischen Luftangriff. Verletzte oder Schäden wurden am Mittwoch zunächst nicht bekannt.

Die schwersten Angriffen seit mehr als einem Jahr

Zuvor hatten militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert. Über Opfer wurde auch hier zunächst nichts bekannt. Zehntausende Israelis mussten bei Vorwarnzeiten von teilweise nur wenigen Sekunden in Bunkern Schutz suchen. Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad bekannte sich zu den Angriffen. Sie seien die Vergeltung für die Tötung von drei ihrer Kämpfer am Vortag durch eine israelische Rakete, sagte ihr Sprecher Abu Ahmed.

„Wir werden weiterhin die verletzen, die uns verletzen."

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu drohte mit einer „sehr heftigen“ Antwort und warnte, sein Land werde die Angriffe nicht unbeantwortet lassen. „Wir werden weiterhin die verletzen, die uns verletzen und alles tun, um die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten“, schrieb er auf Facebook. Sein Außenminister Avigdor Lieberman forderte, den Gazastreifen wieder komplett zu besetzen. US-Außenamtssprecherin Jennifer Psaki verurteilte den Raketenbeschuss „auf das Schärfste“. Die Angriffe seien „verwerflich“ und durch nichts zu rechtfertigen. Psaki betonte zudem, dass Israel wie jede Nation das Recht auf Verteidigung habe. Es war der heftigste Beschuss Israels aus dem Gazastreifen seit einer heftigen mehrtägigen Konfrontation im November 2012.

Zumindest stillschweigender Billigung der Hamas

Nach Angaben aus dem Gazastreifen wurden mehr als 50 Raketen und Granaten auf Israel abgefeuert. Die israelische Armee bestätigte den Einschlag von mehr als 30 Raketen, davon 8 in bewohnten Gebieten.
Drei Raketen habe das Abwehrsystem Eisenkuppel abgefangen.
Seit Ende November 2012 gilt eine stets brüchige und von beiden Seiten immer wieder missachtete Waffenruhe zwischen Israel und dem Gazastreifen. Sie beendete einen achttägigen blutigen Schlagabtausch zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas. Abu Ahmed warnte, diese Waffenruhe werde bald zusammenbrechen, wenn Israel seine Angriffe nicht beende.
Die Hamas spricht Israel zwar das Existenzrecht ab und ist gegen die Friedensverhandlungen, hat aber lange versucht, kleinere militante Gruppen von Angriffen gegen Israel abzuhalten, um nicht selbst Ziel von Gegenangriffen zu werden. Beobachter im Gazastreifen schätzten aber, dass der massive Beschuss mit Dutzenden Raketen binnen weniger Stunden nur mit zumindest stillschweigender Billigung der Hamas erfolgt sein könne. (dpa)

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