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"Vorurteil und Stolz" - ein Comic der Zeichnerin Sonfeina Hamed
© dpa

Nicolaus Fest hetzt in "BamS" gegen Muslime: Islamhass als Religion

Nicolaus Fest "stört" der Islam und er will das in der Einwanderungspolitik berücksichtigt sehen. Der Jurist und Vize-Chefredakteur von "Bild am Sonntag" hat ein merkwürdiges Rechtsverständnis. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andrea Dernbach

In mindestens einem Punkt ist dem Kollegen von "Bild am Sonntag" unbedingt Recht zu geben: "Ich brauche keinen importierten Rassismus" schreibt er. In der Tat: Jener Rassismus der hierzulande so prächtig blüht, ist mehr als ausreichend. Und sein Text, der an prominenter Stelle in seinem Blatt gegen Muslime und Islam wettert, liefert dafür den perfekten Beweis. Der Autor ist sicherlich kein Einwanderer, als Sohn von Joachim Fest, des langjährigen Herausgebers der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und Biografen von Albert Speer und Adolf Hitler, dürfte Nicolaus Fest bereits als deutscher Staatsbürger auf die Welt gekommen sein.

Religion sei zwar nicht immer, im Falle des Islam aber schon ein Integrationshindernis und das müsse man, meint Fest jr., "bei Asyl und Zuwanderung ausdrücklich berücksichtigen". Leider ist gegen das Integrationshindernis Nummer eins der letzten Jahre, die Zivilreligion Islamhass, genau deshalb kein Kraut gewachsen: Die Fundamentalisten dieser Kirche sind meist homegrown, Eigengewächse, gegen die verschärfte Einwanderungsregeln nichts ausrichten würden.

Islamismus = Islam, die Vielfalt wird ignoriert

Damit ließe sich leben, aber sie sind auch gegen Bildungsbemühungen immun. Was haben nicht Fachleute in den letzten Jahren Kluges über Islam, die Vielfalt muslimischer Gläubigkeit und Lebensmuster - in muslimisch geprägten Ländern wie in Europa, auch in Deutschland - geschrieben: Gegen die grassierende Bildungsferne der besseren Kreise, für deren taube Ohren sie ja vor allem predigen, vermag das gar nichts. Das Vorurteil ist immer stärker und lauter als die Information und produziert Sätze wie diesen: "Der Islam stört mich immer mehr."

Wenn's weiter nichts ist, möchte man antworten. Doch der Satz fällt nicht am Biertisch, sondern auf Zeitungspapier und erhebt so den Anspruch, wie ein echter Einwand ernst genommen zu werden. Und da der Autor, wie es auf bild.de heißt, auch noch "ausgebildeter Rechtsanwalt" ist, kann einem blümerant werden. Ein Jurist, der sein Bauchgefühl zum Maßstab von Gesetzen und Verwaltungshandeln erhoben sehen will: Das lässt auf Lücken, nein Krater in der deutschen Juristenausbildung schließen, die die juristischen Examensordnungen künftig "ausdrücklich berücksichtigen" sollten.

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