UN-Gesandte über "Islamischen Staat": IS verkauft Frauen zum Preis einer Zigarettenschachtel
Die UN-Gesandte Sainab Bangura prangert eine massenhafte Versklavung von Frauen durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) an. Diese Versklavung sei eine Strategie, um ausländische Kämpfer zu rekrutieren, denen Frauen versprochen werden.
Die UN-Gesandte Sainab Bangura hat die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) für die massenhafte Versklavung von Frauen und Mädchen verantwortlich gemacht, die "zum Preis einer Zigarettenschachtel" verkauft würden. Die IS-Kämpfer hätten in Syrien und im Irak einen Krieg begonnen, "der auf dem Rücken der Frauen ausgetragen" werde, sagte die Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konfliktgebieten der Nachrichtenagentur AFP.
"Sie entführen und verschleppen Frauen, wenn sie neue Gebiete einnehmen, damit sie - ich möchte es nicht frische Lieferung nennen - aber damit sie neue Mädchen haben", schilderte Bangura das Vorgehen des IS. Die UN-Gesandte aus Sierra Leone hatte im April den Irak und Syrien besucht und dort mit Mädchen und Frauen gesprochen, die aus IS-Gefangenschaft geflohen waren. Sie traf außerdem örtliche Politiker und religiöse Würdenträger sowie Flüchtlinge in den Nachbarstaaten Türkei, Libanon und Jordanien.
Bangura berichtete AFP von den Aussagen mehrerer Mädchen, unter ihnen viele Angehörige der jesidischen Minderheit.
Eine 15-Jährige wurde an einen 50-Jährigen verkauft
So seien mehr als hundert Mädchen in einem kleinen Haus eingepfercht worden. Dort wurden sie nackt ausgezogen und gewaschen, danach habe eine Gruppe von Männern ihren Preis taxiert. Manche Mädchen würden für hunderte oder tausende Dollar verkauft, andere "zum Preis einer Zigarettenschachtel".
Eine 15-Jährige erzählte laut Bangura, sie sei an einen etwa 50-jährigen IS-Scheich verkauft worden. Er habe ihr ein Gewehr und einen Stock gezeigt und gefragt, welche Waffe sie haben wolle. "Sie sagte 'das Gewehr' und er antwortete 'Ich habe Dich nicht gekauft, damit du Dich umbringen kannst' und vergewaltigte sie dann", berichtete die UN-Gesandte.
Bangura kritisierte den Umgang des IS mit Mädchen und Frauen als "mittelalterlich". Die Dschihadisten wollten in den von ihnen eroberten Gebieten eine Gesellschaft wie im 13. Jahrhundert aufbauen. Nach Banguras Einschätzung ist die Versklavung von Frauen zudem ein entscheidender Faktor der IS-Strategie zur Rekrutierung ausländischer Kämpfer. "So ziehen sie junge Männer an: 'Wir haben Frauen, die auf Euch warten, Jungfrauen, die Ihr heiraten könnt'", führte Bangura in dem AFP-Interview aus.
Laut einem kürzlich veröffentlichten UN-Bericht sind inzwischen mehr als 25.000 ausländische Dschihadisten aus mehr als hundert Ländern in Krisenregionen gereist, die meisten von ihnen nach Syrien und in den Irak. Die IS-Kämpfer verüben dort immer wieder Gräueltaten gegen die Bevölkerung.
Bangura lobte, dass Gemeinschaften wie die Jesiden aus IS-Gefangenschaft zurückgekehrte und missbrauchte Mädchen und Frauen nicht verstoßen. Das geistliche Oberhaupt der Jesiden, Baba Scheich, habe öffentlich dazu aufgerufen, die Frauen zu unterstützen. Einen solcher Appell sei von den Turkmenen, einer weiteren im Nordirak lebenden Minderheit, noch nicht gekommen. (AFP)