Video von Abu Bakr al Bagdadi: IS-Chef ruft offenbar Kämpfer in Mossul zum Durchhalten auf
Die Terrormiliz IS steht in Mossul unter Druck. Jetzt appelliert ihr Führer an seine Kämpfer - die missbrauchen offenbar Zivilisten als menschliche Schutzschilde.
Der Führer der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat seine Kämpfer in der irakischen Stadt Mossul offenbar zum Widerstand gegen die anrückenden Regierungstruppen aufgerufen. Die IS-nahe Nachrichtenagentur al Furkan veröffentlichte in der Nacht zu Donnerstag eine Audiobotschaft, die sie IS-Chef Abu Bakr al Bagdadi zuschrieb.
"Zieht euch nicht zurück!", befiehlt der Sprecher des Durchhalteappells. "Mit Ehre standzuhalten ist tausend Mal einfacher als ein Rückzug in Schande", sagte er weiter. "Hütet Euch vor jeglicher Schwäche im Angesicht des Feindes!" Außerdem rief Bagdadi in der Botschaft zu Angriffen auf die Türkei auf. IS-Kämpfer sollten in das Land am Bosporus einfallen, hieß es. Zudem sollten sie nach seinem Willen in Saudi-Arabien weiter Anschläge verüben
Seit mehr als einem Jahr hatte es keine Audiobotschaft mehr gegeben, die Abu Bakr al Bagdadi zugeschrieben worden war. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht bestätigt werden. Wo sich der IS-Chef aufhält, ist unklar. Im Juni 2014, kurz nach der Eroberung Mossuls durch den IS, hatte Bagdadi dort in einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte das "Kalifat" des IS in Teilen des Irak und Syriens aufgerufen. Das Herrschaftsgebiet des "Kalifats" ist zuletzt aber erheblich geschrumpft.
Zehntausende irakische Soldaten und kurdische Peschmerga-Kämpfer versuchen seit gut zwei Wochen, Mossul aus der Gewalt der IS-Miliz zu befreien. Im Osten von Mossul war es irakischen Eliteeinheiten am Dienstag erstmals gelungen, auf das Stadtgebiet vorzudringen.
In und um Mossul treiben IS-Kämpfer offenbar Zivilisten zusammen, um sie womöglich als menschliche Schutzschilde gegen die vorrückenden irakischen Truppen einzusetzen. Die Menschen wurden östlich und westlich der nordirakischen Millionenstadt gesammelt und zwangsweise nach Mossul gebracht, wie Anwohner am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP sagten. Sie bestätigten damit Befürchtungen der Vereinten Nationen.
Im Gebiet östlich von Mossul hätten IS-Kämpfer vor allem junge Leute aufgefordert, sich in Schulen zu versammeln und ihre Ausweispapiere mitzubringen, sagte der Anwohner Abu Junes. Die meisten hätten sich dem Befehl jedoch widersetzt, weil sie befürchteten, als menschliche Schutzschilde missbraucht zu werden.
Im Westen der Stadt habe der IS "eine große Zahl von Menschen" aus Gebieten südlich von Mossul zusammengetrieben und sie zwangsweise nach Mossul gebracht, sagte der Anwohner Abu Mohammed. Das UN-Menschenrechtskommissariat hatte dem IS bereits am Dienstag vorgeworfen, tausende Zivilisten zwangsweise nach Mossul zu bringen, um sie womöglich als menschliche Schutzschilde einzusetzen. Am Mittwoch verurteilte der UN-Sicherheitsrat bei einer Sitzung in New York den Einsatz menschlicher Schutzschilde. Die senegalesische Ratspräsidentschaft erklärte nach der Sitzung hinter verschlossenen Türen, alle Beteiligten sollten dafür sorgen, dass Zivilisten nicht zu Schaden kämen. (AFP/rtr)