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Exzessives Telefonieren kann krank machen.
© Monika Skolimowska/dpa

Handy-Urteil in Italien: Invalidenrente für einen Viel-Telefonierer

Seit der Einführung des mobilen Telefonierens gibt es Befürchtungen, dass die Strahlung krank macht. Jetzt hat ein Gericht festgestellt: Möglich ist es.

Ein Gericht im norditalienischen Ivrea hat häufiges Telefonieren mit dem Handy als „mögliche Ursache“ für das Entstehen eines gutartigen Tumors des Gehörnervs (des Akustikus-Neurinoms) anerkannt. Roberto Romeo, der heute 57-jährige Techniker einer großen Telefongesellschaft, der angab, seit 1995 täglich vier Stunden beruflich telefoniert zu haben, bekam wegen krankheits- und operationsbedingter Einschränkungen monatlich 500 Euro von der Unfallversicherung zugesprochen.

Weltweit habe damit ein Gericht erstmals schon in erster Instanz die unsachgemäße Verwendung von Handys als Ursache für einen Gehirntumor anerkannt, sagte sein Anwalt Renato Ambrosio dem „Corriere della Sera“. Schon 2012 hatte das Anwaltsbüro aber in höherer Instanz erreicht, dass ein 60-jähriger Ex-Manager aus Brescia wegen eines Hirntumors eine staatliche Invalidenrente zugesprochen bekam. In beiden Fällen war als Gutachter ein Onkologe aus Padua tätig, die Anwälte werden von einem Verein gegen Elektrosmog unterstützt.

Keine gesicherten Erkenntnisse

Seit Einführung des Mobilfunks besteht die Sorge, die elektromagnetische Strahlung, die von Geräten und Sendeanlagen ausgeht, könne dem menschlichen Organismus schaden. Dass sie keine schädlichen Wirkungen entfaltet, ist kaum zu beweisen. Biologische Mechanismen, die die nichtionisierenden Strahlen zum Auslöser von Krebs machen könnten, wurden allerdings bisher nicht identifiziert. Bisher gebe es keine Belege für die Schädlichkeit, heißt es deshalb beim Bundesinstitut für Strahlenschutz. Trotzdem wurden aufgrund von Empfehlungen der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung Grenzwerte festgesetzt. Ebenfalls vorsichtshalber stufte die Internationale Krebsforschungsagentur IARC 2011 Handystrahlung als „möglicherweise krebserregend“ ein.

2010 und 2011 wurden erste Ergebnisse aus der Interphone-Studie über mögliche Langzeitfolgen der Mobilfunknutzung veröffentlicht. Patienten mit gut- und bösartigen Neubildungen im Kopf waren mit gesunden Personen verglichen worden. Die Auswertung ergab kein erhöhtes Risiko durch Handynutzung. Bisher ist auch statistisch kein Anstieg solcher Tumorarten aufgefallen – während die Kurve beim Handybesitz steil nach oben weist. Beruhigend ist, dass heutige Smartphones viel strahlenärmer sind als Geräte der ersten Generation. Diese Handys waren langjährige berufliche Begleiter von Roberto Romeo.

Dennoch rät das Bundesinstitut für Risikobewertung, lange Telefonate bei schlechtem Empfang zu vermeiden, Kopfhörer zu benutzen oder wenigstens den Rufaufbau abzuwarten, bis man das Telefon ans Ohr nimmt. Und: Im Zweifelsfall lieber eine Textnachricht schicken.

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