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Das Kolosseum in Rom wird stark bewacht.
© AFP

Nach dem Terror in Paris: In Rom wächst die Angst

Die Überwachung religiöser Orte in Italien wird wegen der Bedrohung durch den Terror verstärkt.

Nach den Anschlägen von Paris wächst die Terrorangst in Italien von Stunde zu Stunde. „Wir sind uns der Bedrohung bewusst“, sagte der Präfekt von Rom, Franco Gabrielli. „Aber der Staat arbeitet daran, dem Terrorismus die Sache zu erschweren.“ In den Straßen der Hauptstadt patrouillieren seit Mittwochmorgen siebenhundert Soldaten mehr als sonst; insgesamt sollen 2000 Sicherheitskräfte vor allem 140 als „sensibel“ eingestufte Orte sichern. Deren Zahl ist jüngst erheblich ausgeweitet worden. Dazu gehören unter anderem die Metrostationen, die Regierungs-, Verwaltungs-, Kultur- und Botschaftsgebäude, in erster Linie aber der Petersplatz und andere religiöse Orte, die in den nächsten Wochen, mit dem Beginn des „Heiligen Jahres“, zehntausende Pilger anziehen könnten. Eine „Militarisierung der Hauptstadt“ will Innenminister Angelino Alfano gleichwohl vermeiden – auch wenn es derzeit ganz anders aussieht.

In einem Rundschreiben an alle Sicherheitsbehörden des Landes hat Polizeichef Alessandro Pansa zur Erhöhung der „Sicherheits- und Überwachungskameras“ aufgerufen, „vor allem bei Kultur-, Religions-, Sport-, Musik- und Unterhaltungsveranstaltungen, wo eine bedeutende Anzahl von Personen zusammenströmt“. Eine solche Warnung hat es seit den Anschlägen der Al Qaida in Madrid von 2004 nicht mehr gegeben. Angst hat man nicht zuletzt vor Drohnen und anderen Fluggeräten – jener Hubschrauber, der im August beim pompösen Begräbnis eines Mafia-Bosses illegal und unkontrolliert über die Stadt flog, hat Spuren hinterlassen.

Ausgerufen hat Italien bereits seit den Pariser Attacken vom vergangenen Freitag die „Alarmstufe 2“, wie sie im Vorfeld befürchteter Ereignisse üblich ist; auf diese Weise soll die Polizei mehr Befugnisse für Kontrollen erhalten. Die deutsche Botschaft in Rom hat erstmals die eigenen, in Italien lebenden Staatsbürger aufgefordert, sich in die offiziellen Listen der Auslandsdeutschen einzutragen. Begründet wird dies damit, dass die italienischen Sicherheitsbehörden „in allgemeiner Form auf die Gefahr terroristischer Anschläge“ hingewiesen hätten.

"Kein zweites Libyen"

Ausdrückliche Drohungen gegen Italien hat es auf Internet-Seiten, die mehr oder weniger direkt dem „Islamischen Staat“ zugerechnet werden, bereits mehrfach gegeben. Erst dieser Tage stellte eine Videobotschaft aus dem Irak fest, die „christlichen Nationen“ hätten dem Islam den Krieg erklärt: „Ihr Blut wird nicht verschont werden.“ Dazu gab es Bilder vom Eiffelturm, vom Londoner Big Ben – und vom Kolosseum in Rom. In früheren Hinweisen dieser Art hielten islamistische Gruppen aus Libyen bereits fest: „Wir stehen im Süden von Rom.“ Man werde der Stadt eine „totale Niederlage“ bereiten und „die Kreuze dort zerbrechen“. Flankiert wurde dies mit einer Fotomontage, auf der die schwarze Fahne des IS über dem Petersdom weht.

In Italien wurden immer wieder islamistische Zellen ausgehoben, die Kämpfer für den „Dschihad“ im Mittleren Osten anwarben. Innenminister Angelino Alfano sagte vor dem italienischen Parlament, im Zug der Terrorismus-Bekämpfung seien „seit Jahresanfang 56.426 Personen überprüft, 540 Wohnungen gefährlicher Subjekte durchsucht, 8000 Autos und 160 Schiffe kontrolliert“ worden. Verhaftet habe die Polizei 147 Personen; 55 seien ausgewiesen worden.

Regierungschef Matteo Renzi mahnt unterdessen „überlegtes Vorgehen“ im militärischen Kampf gegen den "Islamischen Staat" an. Ein „zweites Libyen“ dürfe es nicht geben, sagt er mit offener Kritik an Frankreich und anderen europäischen Staaten, die vor vier Jahren dort „ohne Strategie“ gebombt hätten. Das Resultat sei ein bedrohliches Chaos. Außenminister Paolo Gentili sagte vor dem Parlament: „Wir kämpfen, um unsere Werte zu verteidigen, aber ohne dem Islam den Krieg zu erklären. Wir arbeiten daran, die Terroristen aufzuspüren, aber ohne Kriminelle in einen Topf zu werfen mit Zehntausenden von Personen, die vor Kriegen und Diktaturen flüchten.“ Papst Franziskus ließ sich von Drohungen bisher nicht beeinflussen: Vor der Generalaudienz am Mittwoch drehte er im offenen Wagen seine Runden über den Petersplatz.

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