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Der polnische Theologe und Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation, Monsignore Krzysztof Charamsa, stellte am vergangenen Wochenende Reportern seinen katalanischen Lebensgefährten Eduardo Planas vor. Jetzt ist er seine Ämter im Vatikan los.
© Luciano del Castillo/dpa

Familiensynode: Immerhin kein Scheiterhaufen

Die Ehe ist unauflöslich - aber sie kann scheitern. Und Homosexuellen droht kein Scheiterhaufen mehr. Bernd Matthias meint: Gut, dass auch die katholische Kirche mit der Zeit geht.

Alle ganz großen Gedankengebäude dieser Welt haben gemeinsam, dass wir uns leicht in ihnen verirren. Die katholische Glaubensgemeinschaft ist zweifellos eins der größten – und nehmen wir nur mal die Ehe. Die ist, wie der Papst am Sonntag zum Auftakt der Familiensynode bekräftigt hat, von Gott gestiftet und weiterhin unauflöslich, aber sie kann scheitern. Und dann? Müsse sich die Kirche verpflichtet fühlen, „die verletzten Paare zu suchen und mit dem Öl der Aufnahme und Barmherzigkeit zu pflegen“.

Schon klar. Noch schwerer ist die Sache mit der Homosexualität zu regeln. Ebenfalls zur Familiensynode hat ein polnischer Theologe, der im Vatikan arbeitet, öffentlich einen anderen Mann vorgestellt und hinzugefügt, ach, das sei übrigens sein Lebenspartner. Das war ungefähr so, als trete ein höherer Funktionär der Linkspartei vor die Genossen und teile ihnen mit, er halte den Neoliberalismus für ein tragfähiges Gesellschaftsmodell und schätze Margaret Thatcher als bedeutende Reformerin.

Auch die Folgen dürften vergleichbar sein: Der betreffende Theologe ist ein paar recht wichtige Ämter los, kann aber wohl immerhin in der Kirche bleiben, was diese Institution mutmaßlich von der Linkspartei unterscheidet.

Aber wer möchte schon in den roten Schuhen des Papstes stecken? Manchmal merkt man ihm an, dass er seinen Schäfchen am liebsten gut protestantisch sagen würde: Macht, was ihr wollt, seid nett und spendet an Greenpeace. Aber wo bliebe dann der katholische Markenkern, der jederzeit locker ein paar Milliarden Menschen fasziniert?

Umgekehrt ist es ja durchaus ein Segen, dass sich diese Institution über die Jahrhunderte immer wieder voranbewegt hat. Kein offen schwuler katholischer Theologe muss mehr mit dem Scheiterhaufen oder ähnlichen antihäretischen Vorkehrungen rechnen, das ist etwas, was sich sinngemäß bekanntlich nicht über alle Religionen sagen lässt.

Prognose? Ein bis zwei Generationen weiter wird die Kirche ihren Frieden mit vielen sexuellen Neigungen machen, die in der Bibel nicht ausdrücklich positiv konnotiert sind. Sie wird ihre gefallenen Söhne und Töchter vielleicht nicht dafür loben, aber doch auch ihnen Suche, Barmherzigkeit und reichlich Pflegeöl offerieren.

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