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Der Identitären-Anführer Martin Sellner.
© imago/IPON

Hausdurchsuchung bei Martin Sellner: Identitären-Chef bekam offenbar Geld von Christchurch-Attentäter

Hausdurchsuchung beim österreichischen Identitären-Anführer Martin Sellner: Er hat offenbar eine Spende von dem Christchurch-Attentäter bekommen.

Einer der Anführer der extrem rechten „Identitären Bewegung“ hat offenbar eine Spende vom Christchurch-Attentäter bekommen. Der Österreicher Martin Sellner verkündete am späten Montagabend in einem Video, dass seine Wohnräume deswegen durchsucht worden seien. Die österreichischen Behörden haben die Hausdurchsuchung mittlerweile bestätigt. Grund sei eine Geldspende des Attentäters über 1500 Euro an die rechte Gruppe bereits Anfang 2018, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Es bestehe ein Anfangsverdacht wegen der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung.

Aus dem Wohnzimmer seiner Eltern - im Hintergrund zu sehen sind Familienbilder - berichtet Sellner am späten Montagabend, er selbst habe bereits kurz vor der Hausdurchsuchung seine Finanzen durchgesehen. Dabei sei ihm eine „unverhältnismäßig hohe Spende“ aufgefallen, in der E-Mail-Adresse des Absenders sei der Nachname des Christchurch-Attentäters aufgetaucht.

Er habe das mit seinem Anwalt besprechen wollen. Kurz darauf hätten aber schon Beamte wegen der Hausdurchsuchung vor seiner Tür gestanden, hätten sein Handy, seinen Computer und seine Bankkarten beschlagnahmt, ebenso die Geräte seiner Verlobten.

„Verdachtsfall“ des Verfassungsschutzes

Der Österreicher beteuert, er habe mit dem Anschlag nichts zu tun und werde die Summe einer karitativen Einrichtung weiterleiten. Er glaubt, der Attentäter habe ihn „in diese Sache hineinziehen“ wollen. Dem Attentäter gehe es darum, „massive Repressionen gegen Patrioten“ auszulösen und diese so zu radikalisieren.

Die „Identitäre Bewegung“ ist in Deutschland ein „Verdachtsfall“ des Verfassungsschutzes. Die Aktivisten präsentieren sich als hippe, junge Bewegung, die mit zum Teil Flashmob-artigen Aktionen auffällt. Im Verfassungsschutzbericht 2017 heißt es, wegen der „einwanderungskritischen und islamfeindlichen Haltung“ der „Identitäre Bewegung Deutschland“, die auf völkisch-abstammungsmäßigen Kriterien fuße, lägen tatsächliche Anhaltspunkte für rechtsextremistische Bestrebungen vor. Sellner ist so etwas wie die Gallionsfigur der Identitären im deutschsprachigen Raum.

Erzählung vom „Großen Austausch“

Augenscheinlich sind die ideologischen Überschneidungen zwischen dem Christchurch-Attentäter und den Identitären. Immer wieder sprechen die Identitären vom „großen Austausch“. Die Bewegung behauptet, Europas Einheimische würden mehr oder weniger planmäßig gegen Einwanderer ausgetauscht. Auch der Christchurch-Attentäter, der bei seiner grausamen Tat 50 Muslime erschoss, nannte sein Manifest „The Great Replacement“ - „Der große Austausch“. Im Internet könnte er auf die Identitären gestoßen sein.

Ob er und Sellner sich persönlich kannten, ist unklar. Mehrere Medien berichteten, der Attentäter sei vor einigen Monaten durch Österreich gereist, habe auch Fotos von dort gepostet. Sellner sagt aber, er habe ihn nicht getroffen.

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