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Anette Schultner, Sprecherin der "Christen in der AfD"
© privat

AfD-Politikerin Anette Schultner: "Ich streite für die großen christlichen Kernthemen"

Anette Schultner ist Bundessprecherin der „Christen in der AfD“. Beim Evangelischen Kirchentag in Berlin sitzt sie auf einem Podium. Dagegen gibt's Proteste.

Angst hat sie nicht. Allenfalls dürfte ihr etwas mulmig zumute sein. Und so wird Anette Schultner an Christi Himmelfahrt zum 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Berlin fahren, wo von den erwarteten 200.000 Teilnehmern höchstens eine Handvoll auf ihrer Seite steht.

Denn die 43-Jährige leitet derzeit nicht nur den Wahlkampf der AfD in Schleswig-Holstein, sondern sie ist auch die Bundessprecherin der „Christen in der AfD“ (ChrAfD, sprich: Kraft). Auf dem Kirchentag soll sie mit Berlins Landesbischof Markus Dröge diskutieren und der Rechtsanwältin Liane Bednarz. Als „Camouflage für eine neue Kirchentags-Toleranz“ will Schultner allerdings nicht dienen, sagt sie. „Ich habe die Hoffnung, dass wir trotz kontroverser Ansichten offen miteinander reden können.“

Es gibt Proteste gegen Schultners Kirchentags-Auftritt. Eine Online-Petition haben mehr als 1500 Menschen unterschrieben. Mit Schultner werde die Funktionärin einer Partei aufs Podium gebeten, „die sich nicht eindeutig und klar von nationalsozialistischem Gedankengut und antisemitischer Hetze abgrenzt“, heißt es.

Sie repräsentiert den eher bürgerlichen Flügel in der AfD

Dabei repräsentiert die ehemalige langjährige Dozentin für Deutsch und Biologie in der Jugendstrafvollzugsanstalt in Hameln den eher bürgerlichen Flügel in der AfD. Schultner stammt aus einem konservativ-evangelischen Haus, ihr Vater war Diakon, sie trat früh in die Junge Union ein, engagierte sich in der CDU, doch dann entfremdete sie sich von der Partei – wegen Merkels „Linksruck“ –, trat 2013 aus und wenige Tage später in die AfD ein.

In deren Namen streitet sie nun „für die großen christlichen Kernthemen Lebensrecht des ungeborenen Kindes, Begleitung und Betreuung Sterbender statt Beihilfe zum Suizid, starke Familien, gegen Christenverfolgung, für den Schutz der traditionellen Ehe – also Ehe von einem Mann mit einer Frau“. Ihr Gegner? „Das ist das Erbe der 68er Generation, das in der Zersetzung von Familie, Nation und christlichem Glauben besteht.“ Die Kirche der EKD verließ sie im Jahre 2000 und wechselte zu einer evangelischen Freikirche.

Die Mitgliederzahl der ChrAfD schätzt Schultner auf eine mittlere dreistellige Zahl, fast alle davon seien Funktionsträger. Und wie interpretiert sie das Gleichnis vom barmherzigen Samariter? „Es betont die Notwendigkeit persönlicher Hilfe, zu der niemand gezwungen oder durch die ein ganzes Land in Geiselhaft genommen wird.“ Die Debatte auf dem Kirchentag dürfte lebhaft werden.

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