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Lea Bonasera und Henning Jeschke im Protest-Camp.
© Joana Nietfeld

Vater von Henning, einem Hungerstreikenden: „Ich gucke ihm nicht beim Hungern zu, sondern ich unterstütze ihn“

Eckart Pscheidl-Jeschke kümmert sich um seinen Sohn, während dieser Nahrung verweigert, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen.

Eckart Pscheidl-Jeschke, 51, ist Fotograf in Greifswald. Derzeit wohnt er in Berlin, um sich um seinen 21-jährigen Sohn, Henning Jeschke, zu kümmern, der sich seit 26 Tagen im Hungerstreik befindet. Er schläft abwechselnd im Camp bei seinem Sohn und in einer Wohnung.

Am Freitag steht er neben Jeschke, der bereits 11 Kilogramm abgenommen hat und mittlerweile die meiste Zeit in einem Rollstuhl sitzt, reicht ihm Tee und legt ihm eine Decke um die Schulter. Henning Jeschke hat angekündigt, ab Samstag in den Durststreik zu treten, wenn der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bis dahin nicht den Klimanotstand ausgerufen hat.

Lieber Herr Pscheidl-Jeschke, fühlt es sich nicht total krass an, dem eigenen Sohn beim Hungern zuzuschauen?

Das ist ein falsches Bild. Ich gucke ihm nicht beim Hungern zu, sondern ich unterstütze ihn.

...beim Hungern?
Nein, ich unterstütze ihn bei seinem Protest und er hat nun mal diese extreme Form gewählt. Was er kommunizieren will, ist, dass wir uns kurz vor einer Klimakatastrophe befinden, die viel Hunger bringen wird. Seine Befürchtungen sind wissenschaftlich gedeckt und mir steht es gar nicht zu, zu bewerten, ob das nun gut oder schlecht ist, was er da tut. Ich bin extrem besorgt, aber ich habe die Unterstützung an meinen Sohn nie an Bedingungen geknüpft. Ich bin sein Vater und deshalb bei ihm.

Vater Eckart Pscheidl-Jeschke im Protest-Camp.
Vater Eckart Pscheidl-Jeschke im Protest-Camp.
© Joana Nietfeld

Eigentlich gehören Sie ja selber der Generation an, die von jungen Umweltaktivist:innen oft angeprangert wird.
Ich erinnere mich an Zeiten, in denen hilfesuchend zu den Jüngeren geschaut wurde. Doch die haben alle frustriert, weil sie unpolitisch waren und lieber ein Leben führten, das geprägt war von viel Arbeit und viel Konsum.

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Das ist jetzt anders. Die jungen Menschen emanzipieren sich und nehmen ihre Zukunft in die Hand, denken dabei die ganze Gesellschaft mit, so wie das Generationen vor ihnen nicht getan haben. Ich fühle mich nicht angeprangert, sondern ich bin froh, jetzt endlich Mitstreiter:innen zu haben, die früher oft gefehlt haben. Nun kann ich meinen Teil beitragen und die Jungen unterstützen.

Haben Sie früher also nicht so viel demonstriert?
Doch. Immer wenn sich Macht irgendwo kumulierte, die die Gesellschaft irgendwie schädigte, war ich auf der Straße. Ich habe gegen Kohlekraftwerke und gegen Atommüll protestiert.

Sie gehörten also nicht den Vielfliegern und Fleischessern an?
Nein, unsere Familie hat eher bescheiden gelebt. Immaterielles war wichtiger als Materielles. Das sieht man ja jetzt auch an meinem Sohn.

Wollen Sie ihm nicht trotzdem lieber von dem Durststreik abraten?
Ich kann ihm nichts raten. Er ist ein erwachsener Mensch. Ich kann ihm sagen, wie ich dazu denke, wir können das besprechen, aber ich kann ihn nicht Beratschlagen.

Haben Sie sich schon immer mit Ratschlägen in der Erziehung zurückgehalten?
Ich denke, dass gute Erziehung funktioniert, indem man Vorbild ist. Ich habe versucht, Henning zu vermitteln, dass man für die Dinge, an die man glaubt, einstehen sollte. Und ich habe ihm auch vorgelebt, dass man seine Meinung frei äußert, statt sich zu verkrümeln oder in einem ständigen Eskapismus zu leben. Also ich habe ihm immer beigebracht, dass Stellung beziehen ganz wichtig ist - und das tut er gerade - auf sehr drastische Weise.

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