Politik: "Ich erwarte Ihren Besuch in Camp David" - Das Alliiertenmuseum veröffentlicht die Telefonate Bush-Kohl zur Einheit
Kein anderes Land hat die deutsche Einheit stärker unterstützt als die USA. Dahinter stand nicht nur große politische Übereinstimmung zwischen US-Präsident George Bush und Kanzler Helmut Kohl.
Kein anderes Land hat die deutsche Einheit stärker unterstützt als die USA. Dahinter stand nicht nur große politische Übereinstimmung zwischen US-Präsident George Bush und Kanzler Helmut Kohl. Wie eng ihr Verhältnis war, belegen ihre Telefonate zwischen Oktober 1989 und Oktober 1990, deren Mitschriften das Alliierten-Museum Berlin vom 10. November an in einer Sonderausstellung dokumentiert - als "Weltpremiere", sagt Direktor Helmut Trotnow.
Wie lässt sich verhindern, dass die Entwicklung in der DDR außer Kontrolle gerät? Wann laut sagen, dass es unverrückbar bei der Oder-Neiße-Grenze bleibt? Und dann, immer drängender: Kein Abrücken von der Nato-Mitgliedschaft eines vereinigten Deutschland. Bush hätte sich gerne persönlich mit Kohl getroffen, um alles in Ruhe zu besprechen. "Ich erwarte ihren Besuch in Camp David", lädt er den Kanzler mehrmals ein. Doch Kohls Terminkalender ließ für eine Zwei-Tage-Reise keinen Platz.
Das ist das eigentlich Erstaunliche: Dass regelmäßige Telefonate genügten, um sich abzustimmen, um Missverständnissen vorzubeugen - zu denen die mitunter nervösen Zwischenrufe aus London, Paris, Warschau oder Moskau genug Gelegenheit gegeben hätten. Bei allen Unterschieden im Politikstil - Kohl mehr aus dem Bauch heraus, mitunter zögernd, sich festzulegen, um Manövrierraum zu behalten; Bush mit präzisen Nachfragen und oft mit einem väterlich wirkenden Lob -, sie vertrauten einander. Und sie waren überzeugt, dass die Diktatur stürzen musste: "Let Berlin be next", hatte Bush bei seinem Deutschland-Besuch im Mai 1989 zu den Reformen in Polen und Ungarn sowie Gorbatschows Perestrojka gesagt.
Doch sie wollten kontrollierten Wandel, bemühten sich, die Gemüter abzukühlen, Handlungsdruck abzubauen, Zeit zu gewinnen. Und so verspricht der Einheits-Befürworter Bush am 17. November 1989: "Wir werden keine Ermutigung zur deutschen Einigung aussprechen." Er wolle auch nicht "als Sieger an der Berliner Mauer auftreten", um die Lage nicht zu verschärfen.
Kohl hat Bush schon früh anvertraut, er sei "fest entschlossen, die Oder-Neiße-Grenze zu akzeptieren" - als er öffentlich noch anders sprach. "Ich verberge hier gar nichts; es gibt keinerlei Geheimnisse." George hat es seinem Freund Helmut geglaubt.
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