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Auch in Antofagastas gab es Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.
© CRISTIAN RUDOLFFI/imago images/Aton Chile

Polizei setzt Tränengas ein: Hunderttausende Menschen in Chile demonstrieren trotz Ausgangssperre

Die Demonstranten in Chile haben sich nicht durch Zugeständnisse von Präsident Piñera besänftigen lassen: Erneut gab es Proteste in vielen Städten.

Hunderttausende Menschen haben in Chile trotz von der Regierung angekündigter Sozialreformen demonstriert. Kundgebungen gab es am Mittwochabend in Santiago de Chile, Antofagasta, Valparaíso, Punta Arenas und anderen Städten.

Auf dem zentralen Ñuñoa-Platz in der Hauptstadt Santiago weigerten sich Demonstranten, nach Beginn der Ausgangssperre den Platz zu verlassen – und wurden von der Polizei mit Tränengas auseinandergetrieben.

In der fünften Nacht mit Ausgangssperre in Santiago und 18 weiteren Städten kam es wieder zu Plünderungen und Bränden, unter anderem in einem Supermarkt in einem Vorort der Hauptstadt, wie die Feuerwehr mitteilte. Ein Hotel in Santiago wurde laut öffentlichem Fernsehen geplündert. Auch in Antofagasta, im Norden Chiles, brannte ein Supermarkt in der Nacht zum Donnerstag.

Die Protestierenden fordern auch eine Ende des Ausnahmezustandes und des Einsatzes von Soldaten. Die Regierung berief aber Reservisten ein, um die 20.000 Soldaten logistisch zu unterstützen, die landesweit im Einsatz sind.

Es ist das erste Mal seit dem Ende der Diktatur unter General Augusto Pinochet 1990, dass in Chile das Militär patrouilliert. Außerdem begann ein zweitägiger Generalstreik, zu dem Gewerkschaften und Sozialverbände aufgerufen haben.

18 Tote seit Beginn der Proteste

Präsident Sebastián Piñera hatte am Dienstag eine Anhebung der Mindestrente und des Mindestlohns, niedrigere Medikamentenpreise, höhere Steuern für Spitzenverdiener und eine Senkung der Gehälter von Parlamentariern und Ministern angekündigt. Er reagierte damit auf massiven Unmut in der Bevölkerung, der von der Erhöhung von U-Bahn-Tarifen ausgelöst worden war. Am Sonntag hatte er die Ausschreitungen noch als „Krieg mit einem machtvollen und unerbittlichen Feind“ bezeichnet.

Bei den Unruhen kamen seit Freitag mindestens 18 Menschen ums Leben. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Menschenrechte wurden fünf der Opfer von Sicherheitskräften getötet. Das Institut registrierte 535 Verletzte und 2410 Festnahmen. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission verurteilte am Mittwoch sowohl die „übermäßige Gewaltanwendung“ von Seiten der Sicherheitskräfte als auch die „Gewalttätigkeit von Zivilpersonen“ bei den Protesten. (dpa/AFP)

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