Erster Auftritt im US-Wahlkampf: Hillary Clinton will für die Mittelschicht kämpfen
Hillary Clinton verspricht bei ihrem ersten Wahlkampfauftritt für die Mittelschicht und für saubere Energien zu kämpfen. Ihre Rede erntet viel Beifall, aber keine Begeisterung.
Für amerikanische Verhältnisse war der Auftritt schlicht. Keine Vorredner, kaum Show, und Konfetti oder Feuerwerk schon gar nicht. Hillary Clinton hat ihren ersten großen Wahlkampfauftritt absolviert - mit viel Jubel, viel Beifall, aber mit weniger Begeisterung. Hoffnungsträger treten anders auf. „Gebt mir die Chance und ich werde für Euch kämpfen“, rief Clinton ihren mehreren Tausend Anhängern zu.
Sie stand mit dem Rücken zu ihren Anhängern, um bessere Bilder zu liefern
Die waren sorgsam ausgewählt worden, Demonstranten wurden von den Ordnern sofort herausgeworfen. Die meisten Fans sahen Clinton allerdings nur von hinten. Weil es ein besseres Bild für die Dutzenden von Kameras war, sprach sie mit dem Rücken zu den meisten Anhängen. Sie warf den Republikanern vor, nur Reiche begünstigt zu haben. „Ihr fragt, wann Eure Familie dran kommt. Ich sage Euch: jetzt!“ Demokratie sei nicht nur für Milliardäre. „Amerika kann nur erfolgreich sein, wenn Ihr alle erfolgreich seid!“ Sie versprach auch, Amerika zur „Supermacht der sauberen Energien“ zu machen. „Ich kandidiere nicht für einige Amerikaner, ich kandidiere für alle Amerikaner!“
Es ist ihr zweiter Versuch, vor acht Jahren kam sie nicht an einem jungen Hoffnungsträger namens Barack Obama vorbei. Jetzt präsentiert sie sich als Anwältin der Mittelschicht und von Minderheiten - keine schlechte Taktik in einem Land, in dem die „Minderheiten“ zusammen inzwischen die Mehrheit sind und sich immer mehr politisch artikulieren. Aber kann sie dem Latino aus der Bronx mit Mindestlohn, dem Philippiner aus Los Angeles mit drei Jobs oder dem Schwarzen aus Alabama wirklich klarmachen, dass sie deren Probleme kennt? Und lösen will? Und lösen kann? Vor zwei Monaten hatte sie ihre Kandidatur angekündigt - es war die am längsten erwartete „Neuigkeit“ des Jahres. Clinton will Präsidentin werden, dass weiß seit mehr als zehn Jahren jeder in den USA.
Kein demokratischer Kandidat ist auch nur annähernd so bekannt wie Hillary Clinton
Und die Startbedingungen sind gut: Kein Kandidat der Demokraten ist auch nur annähernd so bekannt wie sie, keiner ist so gut vernetzt, und wohl keiner hat so gut die Wahlkampfkasse gefüllt wie die Ex-Anwältin. Also alles eine sichere Sache? Keineswegs, denn so viele Anhänger die Clintons in den vergangenen 25 Jahren um sich gesammelt haben, so viele Feinde haben sie sich auch gemacht. Selbst Parteifreunden ist die Familie, die es mit Ehrgeiz und Entschlossenheit aus der Provinz bis in die höchsten politischen Kreise brachte, suspekt. Und dann ist da noch das Alter: Sie wäre nach Ronald Reagan der zweitälteste Präsident, den die USA je hatten.
Hillary Clinton versuchte es mit Humor. „Ich mag nicht die jüngste Kandidatin sein, aber ich werde die jüngste Präsidentin in der Geschichte der Vereinigten Staaten sein“, rief sie den Begeisterten zu. Tatsächlich wäre sie auch die erste Präsidentin der USA. „Und ihr werdet nicht sehen, dass meine Haare im Weißen Haus weiß werden. Denn ich färbe seit Jahren“, sagte sie. (dpa)