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Zerstörte Häuser und dutzende Verletzte in Beirut.
© REUTERS/Aziz Taher

Mehr als hundert Todesopfer in Beirut: Hilfswelle rollt an – selbst aus Israel

Deutschland, Frankreich, der Iran und selbst Israel haben nach der Katastrophe Hilfen zugesagt. Offiziell steht Israel mit dem Libanon im Kriegsstand.

Bei einer verheerenden Explosion im Hafen von Beirut sind nach Angaben des libanesischen Rote Kreuzes mindestens 100 gestorben. Mehr als 4000 weitere Menschen seien verletzt worden. Mehr als 100 Menschen gelten laut dem Gouverneur von Beirut, Marwan Abboud, als vermisst. Auch Soldaten der UNIFIL-Mission sollen laut der Zeitung „Orient le Jour“ bei der Explosion verletzt worden seien, darunter mehrere schwer.

Neben zahlreichen anderen Ländern hat auch Israel, das offiziell im Kriegszustand mit Libanon ist, nach offiziellen Angaben seine Hilfe angeboten.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies demnach den Leiter des Nationalen Sicherheitsrats, Meir Ben-Shabbat, an, mit dem UN-Sonderkoordinator für den Nahen Osten, Nickolay Mladenov, eine israelische Hilfe für den Libanon zu beraten. Präsident Reuven Rivlin sprach dem libanesischen Volk auf Twitter sein Mitgefühl aus und bot ebenfalls israelische Hilfe „in dieser schwierigen Zeit“ an.

Am späten Dienstagnachmittag war in einer Lagerhalle in Beirut ein Feuer ausgebrochen. In der Halle wurden nach Angaben des libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab seit sechs Jahren 2.750 Tonnen hochexplosiven Ammoniumnitrats ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert. Die anschließenden Explosionen und die damit verbundenen Druckwellen zerstörten weite Teile des Hafens und richteten große Schäden an Gebäuden in weitem Umkreis an.

Der iranische Außenminister hat seine Anteilnahme nach der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ausgedrückt und dem Land Hilfe angeboten. „Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Menschen in Libanon... bleibt stark“, twitterte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif am Mittwoch. Der Iran sei bereit, Libanon jegliche notwendige Hilfe und Unterstützung zu leisten, so der iranische Chefdiplomat.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte dem Libanon Unterstützung zu. Hilfszusagen kamen bereits aus aller Welt, darunter auch von Israel und dem Iran. Deutschland stehe dem Libanon in der „schweren Stunde zur Seite“, twitterte Außenminister Heiko Maas. Auch Mitarbeiter der Deutschen Botschaft seien unter den Verletzten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte die Lieferung von "mehreren Tonnen" medizinischen Hilfsmaterials an. Frankreich schickt bereits zwei Militärflugzeuge in den Libanon. Sie werden unter anderem 55 Angehörige des französischen Zivilschutzes und tonnenweise Material zur Behandlung von Verletzten befördern, wie der Élyséepalast mitteilte.

Etwa ein Dutzend französische Notärzte soll zudem so rasch wie möglich nach Beirut entsandt werden, um Krankenhäuser vor Ort zu unterstützen.

Mehr zur Explosion in Beirut:

US-Präsident Donald Trump sprach von einem "furchtbaren Angriff" mit einer "Art von Bombe". Er berief sich dabei auf Angaben von US-Generälen. Weder vom Pentagon noch den libanesischen Behörden kamen jedoch irgendwelche öffentlichen Hinweise darauf, dass es sich um einen Anschlag gehandelt haben könnte.

Der Höhere Sicherheitsrat erklärte Beirut Medienberichten zufolge zum Katastrophengebiet und legte dem Kabinett nahe, den Notstand auszurufen.

Örtliche Medien berichteten von chaotischen Zuständen sowie überfüllten und teils von der Explosion beschädigten Krankenhäusern, die bereits vorher mit der anhaltenden Wirtschaftskrise sowie der Bewältigung der Covid-19-Pandemie zu kämpfen hatten. Laut „Orient le Jour“ sollen mit Unterstützung aus Katar und dem Irak am Mittwoch drei Feldkrankenhäuser mit einer Kapazität von je 500 Betten aufgebaut werden.

Diab kündigte eine Aufklärung der Katastrophe an. „Ich verspreche, dass diese Katastrophe nicht ungestraft bleiben wird und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte er laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA in einer Ansprache an die Libanesen. (KNA/dpa/AFP)

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