Kanzler der Einheit: Helmut Kohl ist tot
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl ist im Alter von 87 Jahren gestorben. "Wir trauern", twitterte die CDU. Kohl war von 1982 bis 1998 Kanzler. Als sein größter Erfolg gilt die Wiedervereinigung.
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl ist tot. Er wurde 87 Jahre alt. Seinen Tod meldete zuerst die "Bild"-Zeitung. Kohl starb demnach am Freitagmorgen in seinem Haus in Ludwigshafen.
Seit einem Sturz und Schädel-Hirn-Trauma 2008 war Kohl schwer krank und saß im Rollstuhl. 2015 hatte sich sein Zustand deutlich verschlechtert, nach monatelangem Klinikaufenthalt kam er aber wieder zu Kräften. Im April 2016 hatte er zuhause in Oggersheim Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban empfangen.
Die CDU bestätigte den Tod Kohls. "Wir trauern. #RIP #HelmutKohl", twitterte die Partei.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Nachricht vom Tod ihres Vorgängers während einer Reise nach Rom erreicht. Die Kanzlerin änderte ihr Besuchsprogramm. Merkel sagte in einer ersten Stellungnahme mit Blick auf die deutsche Einheit, entschlossen und geschickt hätten Kohl und seine Mitstreiter die Gunst der Stunde genutzt. „Das war höchste Staatskunst im Dienste der Menschen und des Friedens.“
Auch die CDU-Schwesterpartei CSU meldete sich per Twitter: "Helmut Kohl war ein großer Staatsmann, seine Verdienste um unser Land sind unschätzbar."
Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung schrieb auf Twitter: "Wir trauen um den Ehrenbürger Europas, einen großen deutschen Patrioten und leidenschaftlichen Christdemokraten."
Kohl hat Deutschland von 1982 bis 1998 als Bundeskanzler regiert - 16 Jahre, so lange wie bisher niemand vor und nach ihm. Er war Wegbereiter der Europäischen Union und einer gemeinsamen Währung.
Als sein größter Erfolg gilt die deutsche Wiedervereinigung. Kohl, der auch Kanzler der Einheit genannt wird, erkannte nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989, dass das Fenster für die deutsche Einheit nur kurz geöffnet sein würde. Unter Hochdruck handelte er mit den Staats- und Regierungschefs der USA, Russlands, Großbritanniens, Frankreichs sowie den Verantwortlichen der Europäischen Union die Modalitäten dafür aus.
Von 1969 bis 1976 war der geborene Ludwigshafener Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, von 1973 bis 1998 war er CDU-Bundesvorsitzender.
Anfang der 90er Jahre war Kohl Ziehvater von Angela Merkel in Bundesregierung und Partei. Wegen einer Spendenaffäre, in die Kohl maßgeblich verwickelt war, forderte Merkel Ende der 90er Jahre als damalige CDU-Generalsekretärin die Partei zur Loslösung vom Übervater auf. Ihr Verhältnis zu Kohl blieb bis zuletzt belastet.
Nach dem Tod seiner Frau Hannelore ging Helmut Kohl 2008 eine zweite Ehe ein und heiratete Maike Richter-Kohl. Kohl hinterlässt zwei Kinder, die Söhne Walter und Peter.
Das Verhältnis zu seinen beiden Söhnen war in den letzten Jahren zerrüttet. Zu seiner Hochzeit waren sie nicht eingeladen. Walter Kohl sagte einmal, als Vater habe Helmut Kohl versagt, er habe sich aber „einseitig“ mit ihm versöhnt. (Tsp mit dpa)