Privatleben und Vermarktung: Helmut Kohl beklagt Zurschaustellung
Altkanzler Helmut Kohl kritisiert Veröffentlichungen über seine erste Frau und sein Privatleben. Auslöser sind eine neue Biografie über Hannelore Kohl und das bereits im Januar erschienene Buch seines Sohnes Walter.
Berlin - Altbundeskanzler Helmut Kohl (81) wehrt sich gegen Berichte über sein Privatleben. Kohl kritisierte am Dienstag in Berlin, seit Monaten beschäftigten sich Veröffentlichungen „ausführlich“ mit seinen privaten Angelegenheiten. Diese „öffentliche Zurschaustellung und Vermarktung“ seines Privatlebens empfinde er als unangemessen, „zumal die Veröffentlichungen die Grenzen von Geschmack und Anstand weit überschreiten und in wesentlichen Punkten mit der Wahrheit nicht in Einklang stehen“.
Er werde sich zu privaten Angelegenheiten nicht äußern, betonte Kohl. „Ich bitte um Respekt für meine Privatsphäre und überlasse es der Öffentlichkeit, selbst zu beurteilen, welche Interessen den Publikationen in Wahrheit zugrunde liegen.“
Auslöser für Kohls Kritik sind eine neue Biografie über Hannelore Kohl und das bereits im Januar erschienene Buch seines Sohnes Walter über das Leben als Sohn des Kanzlers der Einheit. Der Journalist Heribert Schwan, der Mitte der 80er Jahre eine Biografie über Helmut Kohl geschrieben hatte, war auch ein langjähriger naher Begleiter Hannelore Kohls. In seinem Buch „Die Frau an seiner Seite – Leben und Leiden der Hannelore Kohl“ schildert er Hannelore Kohl als extrem einsame Frau, die unter vielen Zwängen leidend über Jahre an diesen zugrunde ging.
Der Altkanzler hat nach Angaben seines Berliner Büros seine Teilnahme an einem Gedenkkonzert der ZNS-Stiftung zu Ehren seiner vor zehn Jahren verstorbenen Frau kommende Woche in Speyer abgesagt. Vor zehn Jahren hat sich Hannelore Kohl im Alter von 68 Jahren das Leben genommen. Am Montag hatte eine Sprecherin der Hannelore-Kohl-Stiftung noch gesagt, Kohl habe bisher weder zu- noch abgesagt. Seine Teilnahme sei ungewiss. In einem Schreiben seines Berliner Büros an die Stiftung wird das Fernbleiben des Altkanzlers damit begründet, dass er vor zwei Jahren aus der ZNS-Stiftung ausgeschieden sei und an seiner Stelle nunmehr seine Söhne Walter und Peter Kohl in den Stiftungsgremien vertreten seien, „um mit ZNS das Lebenswerk ihrer Mutter in Familienhand fortzuführen“. Der Generationenwechsel sei damals einvernehmlich vereinbart worden und habe dem Willen aller Beteiligten entsprochen. Eine Beteiligung an ZNS-Aktivitäten oder eine Teilnahme an Veranstaltungen der Stiftung sehe der Altkanzler nach dem Generationenwechsel für seine Söhne als kontraproduktiv an, heißt es in dem Brief. Er bitte darum, seine Söhne bei der Fortführung von ZNS nach Kräften zu unterstützen.
Peter Kohl hatte in einem Interview mit der Zeitschrift „Superillu“ gesagt, dass er sich über ein Kommen seines Vaters freuen würde, dessen Teilnahme aber auch eine gesundheitliche Frage sei. Peter und Walter Kohl wollen beide an der Veranstaltung teilnehmen. Das Verhältnis zwischen dem Altkanzler und seinem Sohn Walter gilt als angespannt, nachdem sich Walter Kohl in seinem Buch „Leben oder gelebt werden“ kritisch mit Helmut Kohl als Vater auseinandersetzt hatte.
Die ZNS-Hannelore-Kohl-Stiftung für Verletzte mit Schäden des zentralen Nervensystems will mit dem Konzert am 5. Juli an ihre Gründerin erinnern. Helmut Kohl ist seit 2008 in zweiter Ehe mit Maike Richter-Kohl verheiratet und hat seither kaum noch Kontakt zu seinen Söhnen. dapd/Tsp