Integration von Flüchtlingen: Helfen kann auch ein Hindernis sein
Wer Integration neu definieren will, sollte nicht nur Unterstützung gewähren, sondern auch Anreize setzen. Flüchtlinge wollen selbstständig sein. Ein Kommentar.
Die neue Integrationsformel für Flüchtlinge lautet: Alles besser machen als bei der Gastarbeitergeneration. Soll heißen: Zuerst lernen – deutsche Sprache, deutsche Werte, deutsche Qualifikation –, arbeiten danach.
Doch dieses Konzept hat mehr Tücken als das alte. Wer länger als ein Jahr vom Arbeitsmarkt ferngehalten wird, richtet sich oft im Rundumversorgungssozialstaat ein. So steigt die Zahl der ewigen Hartz-IV-Empfänger weiter an. Was als Integrationshilfe gedacht ist, kann zum Hindernis werden.
Dabei zeigen uns schon heute einige Flüchtlinge, wie man es besser machen könnte. Sie haben eine Arbeit gefunden, einige als Ein-Euro-Jobber. Nun lernen sie am Arbeitsplatz Deutsch und suchen nach Kursen am Abend und am Wochenende, um sich weiterzuqualifizieren. Noch sind solche Angebote rar.
Ergebnis: In kurzer Zeit sprechen sie weitaus besser Deutsch als die Nur-Kursbesucher; nebenbei lernen sie die hier geltenden sozialen und beruflichen Regeln und zahlen in die Sozialsysteme ein. Wer Integration neu definieren will, braucht deshalb neben der Unterstützung auch Anreize.
Dauer-Betreuung kann auch eine Barriere sein
Der Vorschlag von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kommt da wie gerufen. Er will Flüchtlingen monatlich 36 Euro für ihren Sprachkurs von den staatlichen Leistungen abziehen. Das sei eine Bestrafung von Integrationswilligen, sagt die Linkspartei.
Das Geld der Steuerzahler für Deutschkurse soll eine Strafe sein? Was für eine schräge Logik. Wie einfach, daraus eine Belohnung zu machen, indem jene, die ihre Sprachprüfung bestehen ohne zusätzliche Stunden, danach die einbehaltene Summe als Anerkennung erhalten. Und wer früher als der Durchschnitt eine Arbeit annimmt, bekommt auch eine Prämie.
So ließe sich vermeiden, was Flüchtlinge am deutschen Betreuungssystem längst als Barriere erkannt haben, wie ein Beispiel des Deutschunterrichts am 11. November dieses Jahres in einer Berliner Unterkunft zeigt. Am Ende der Doppelstunde bietet der Lehrer Pfannkuchen an, schließlich fällt der Unterricht auf den Faschingsbeginn. Es gibt Freude und Kritik: Man wolle nicht dauernd beschenkt werden, nicht alles umsonst bekommen. Seit der Ankunft gehe das nun schon so. Syrer seien gewohnt, für sich selbst zu sorgen. Dazu gebe es hier kaum Gelegenheit.