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Begann es hier? Im Institut für Virologie in Wuhan soll Ende 2019 zu Corona-Viren bei Fledermäusen geforscht worden sein.
© Thomas Peter/Reuters

Biden will neue Untersuchung zum Virus-Ursprung: Hatte Trump doch recht mit der Laborunfalltheorie?

US-Präsident Joe Biden beauftragt die US-Geheimdienste, die Pandemieursache herauszufinden – China reagiert empört.

Immer wieder musste Karine Jean-Pierre bei ihrem ersten Auftritt als stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses auf Variationen einer Frage reagieren: Warum wolle US-Präsident Joe Biden jetzt doch einen neuen Bericht zum Ursprung des Corona-Virus, wollten die Korrespondenten des Weißen Hauses beim Briefing wissen. Oder: Habe ein neuer Geheimdienstbericht, über den das „Wall Street Journal“ am Sonntag berichtet hatte und mit dem die Theorie eines möglichen Laborunfalls wieder in aller Munde ist, sein Umdenken veranlasst?

Jean-Pierre antwortete stoisch immer gleich: Die Regierung beschäftige sich mit diesem Thema seit geraumer Zeit. Biden habe bereits im März von den Geheimdiensten einen Bericht darüber verlangt, ob der Ausbruch auf eine Übertragung des Virus von Tier zu Mensch zurückgehe oder auf einen Laborunfall. Mehr war aus ihr zu diesem Thema nicht herauszubekommen. Biden hatte zuvor erklärt, die Dienste seien derzeit uneins in der Bewertung. China müsse Transparenz herstellen. Das Außenministerium in Peking reagierte empört und warf den USA vor, vom eigenen Versagen bei der Bekämpfung der Pandemie ablenken zu wollen. In Handelsfragen hingegen nähern sich beide Länder aktuell wieder an.

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Das „Wall Street Journal“ hatte unter Berufung auf einen Geheimdienstreport berichtet, dass Wochen vor den ersten offiziellen Covid-19-Fällen in China mindestens drei Wissenschaftler aus Wuhan so schwer erkrankt seien, dass sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten. In Wuhan wurden Ende 2019 die ersten Corona-Infizierten registriert. In dem Institut für Virologie wurde zu Corona-Viren bei Fledermäusen geforscht.

Vor allem rechte Medien treiben die Laborunfalltheorie

Weltweit sind bislang rund 3,5 Millionen Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Vor allem rechte Medien treiben die Laborlecktheorie, die die Weltgesundheitsorganisation noch im März als „extrem unwahrscheinlich“ bezeichnet hatte. Allerdings wird immer wieder kritisiert, dass China die Aufklärung behindert habe. Auch das Weiße Haus erklärte am Mittwoch, dass amerikanische Inspektoren in den ersten Monaten der Pandemie der Zugang verweigert worden sei, was die Untersuchung stark behindert habe. Peking bestreitet die Theorie eines Laborunfalls vehement und wirft den USA eine Kampagne vor. Ex-Präsident Donald Trump, der immer wieder vom „China-Virus“ gesprochen hatte, behauptet nun voreilig, alle würden ihn nun im Nachhinein recht geben. Allerdings hatte selbst Amerikas oberster Seuchenexperte Anthony Fauci Anfang Mai erklärt, er sei sich nicht mehr sicher, dass die Pandemie auf natürliche Weise entstanden sei.

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Im Kongress werden Rufe lauter, entsprechende Geheimdienstinformationen öffentlich zu machen – und längst nicht nur von Seiten der Republikaner. So forderte die demokratische Senatorin Patty Murray, die den Gesundheitsausschuss leitet, am Mittwoch „eindeutige Antworten“ von den Geheimdiensten zu der Frage, wie das Coronavirus in die Welt kam. Sie behielt sich weitere Schritte durch den Ausschuss vor. Ebenfalls am Mittwoch passierte ein unter anderem von dem Trump-Anhänger Josh Hawley vorgelegter Beschluss den Senat, in dem die Biden-Regierung aufgefordert wird, alle Informationen zu möglichen Verbindungen zwischen dem Institut für Virologie in Wuhan und dem Ursprung der Pandemie freizugeben. Die Republikaner werfen Biden vor, die Labortheorie unterschätzt zu haben und generell zu „weich“ gegenüber China zu sein. Neues Futter bekamen sie am Mittwoch durch einen Bericht des Senders CNN, nach dem die Biden-Regierung eine unter Trump in Auftrag gegebene Untersuchung des Außenministeriums zu Wuhan im März stoppte.

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