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Ivan Duque geht als Favorit in die Abstimmung.
© Luisa Gonzales, dpa

Präsidentenwahl in Kolumbien: Hardliner im Duell

Nach 50 Jahren Bürgerkrieg stehen sich bei der Abstimmung die Vertreter der extremen Linken und der extremen Rechten gegenüber.

Zumindest die Deutsche Botschaft in Bogota hat im Vorfeld der kolumbianischen Präsidentschaftswahlen am Sonntag den Humor nicht verloren. Sie lädt an diesem Donnerstag auf die Plaza de Lourdes im Herzen der Hauptstadt zur Teilnahme an einem „Besaton Electoral“ ein. Einen Kussmarathon unter dem Motto: „Dass die Zunge nicht dazu dient, zu beleidigen.“ Es ist eine satirische Aktion mit ernstem Hintergrund, denn wenn das zweitwichtigste Land Südamerikas diesmal an die Wahlurnen schreitet, ist es so polarisiert wie lange nicht mehr.

Entschieden wird ein Duell der Ideologien und der Gegensätze. Um den Sieg bei der Abstimmung streiten sich die Vertreter der politischen Extreme: der ehemalige Guerilla-Kämpfer und Ex-Bürgermeister Bogotas, Gustavo Petro, und der rechte Hardliner Ivan Duque aus dem Lager des rechtskonservativen Ex-Präsidenten Alvaro Uribe (2002 bis 2010), der immer noch extrem populär ist.

Die Avocado als Symbol

In Villavicencio hat der Linke Petro ein Heimspiel. Petro schwärmt von einer Art Arbeiter- und Bauernstaat. Die Avocado ist zum Symbol seiner ganz auf die ländliche Bevölkerung und die Träume der Kleinbauern ausgerichteten Kampagne. Zehntausende sind in die Stadt gekommen, in der Papst Franziskus vor ein paar Monaten bei seinem Kolumbien-Besuch noch vergeblich versucht hatte, die zerstrittenen politischen Lager zu versöhnen. „Wir begrüßen den neuen Präsidenten Kolumbiens, Gustavo Petro Urrego“, schallt es aus den Lautsprechern. Petro gelingt es, die Massen zu mobilisieren wie vor ihm kaum einem linken Politiker. Aber er polarisiert auch. In der Grenzstadt Cucuta kam es vor ein paar Wochen zu einem Anschlag auf sein gepanzertes Fahrzeug. Ob mit Steinen oder mit Schüssen, ist nicht geklärt, jedenfalls wurden die Panzerglasscheiben arg in Mitleidenschaft gezogen.

In Villavicencio aber bleibt es ruhig. Petro zeichnet seine Vision eines zukünftigen Kolumbiens auf: „Die Öl- und Kohleindustrie bringt nur 300000 Arbeitsplätze. Allein der Kaffeeanbau aber sorgt für 1,5 Millionen Arbeitsplätze. Stellt Euch vor, was eine Avocado-Industrie möglich machen könnte. Man muss diese Produktion industrialisieren und es schaffen, dass der Produzent auch der Eigentümer dieser Industrie ist.“ Mit seinem Vorschlag erreicht Petro die Herzen der Campesinos, und es gelingt ihm, in eine offene Wunde zu stoßen. Kolumbien ist trotz eines beträchtlichen Wirtschaftswachstums in den letzten Jahren und einer breiter gewordenen Mittelschicht immer noch eines der Länder mit der größten Ungleichheit auf der Welt.

Angstmachen als Strategie

Petros rechter Gegner Duque ist der Vertreter einer klassischen Law-and-Order-Politik, er verspricht den Menschen ein modernes Kolumbien und eine knallharte Strategie gegen Kriminalität und Drogenhandel.

Auch Duque (41), der die Umfragen mit rund zehn Prozent anführt und laut Nachrichtenmagazin Semana sogar die Chancen haben soll, das Duell im ersten Wahlgang für sich zu entscheiden, mobilisiert natürlich sein Lager. Der jugendlich wirkende Rechtsanwalt ließ sich offenbar eigens die Haare grauer färben, um erfahrener zur wirken. Duque spielt die emotionale Karte und warnt vor einer Machtübernahme der „Castro-Chavistas“, wie er das Petro-Lager angesichts der Nähe zum Kubaner Fidel Castro und dem Venezolaner Hugo Chaves nennt.

„Die Aussagen aus der Wahlkampagne Duques ähneln der No-Kampagne beim Friedensreferendum – damals war unter anderem die Kernaussage, dass der Frieden zu einem gesteigerten Einfluss linker Kräfte führen werde“, sagt Bettina Benzing, Sozialwissenschaftlerin an der Universidad del Rosario in Bogota, im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Angesichts von rund einer Million Flüchtlingen, die laut Rotem Kreuz in den vergangenen zwei Jahren aus dem sozialistisch regierten Krisen-Staat Venezuela über die Grenze strömten, ist das eine durchaus effektive Drohung. Deshalb ist Duque der Favorit.

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