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Gemeinsames Gedenken: François Hollande (l.) und Joachim Gauck.
© dpa

Gauck und Hollande erinnern an Ersten Weltkrieg: Hand in Hand für eine Kultur des Vertrauens

Gemeinsam gedachten die Präsidenten von Frankreich und Deutschland am Sonntag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Joachim Gauck betonte, das gemeinsame Europa sei „keine Laune der Geschichte“, sondern vielmehr die „Institution gewordene Lehre aus der Geschichte“.

Mit Appellen zum Frieden und zum weiteren Aufbau Europas haben die Präsidenten Frankreichs und Deutschlands am Sonntag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs im August 1914 gedacht. Bei einer Feier aus Anlass des hundertsten Jahrestags der Kriegserklärung des deutschen Kaiserreichs an Frankreich auf dem Hartmannsweilerkopf im Elsass sagte der französische Präsident François Hollande, Europa habe viele Bürger nicht durch das, was es gebracht, sondern durch das, was es nicht gebracht habe, enttäuscht. Um wieder an Anziehungskraft zu gewinnen, müsse Europa einen Ausweg aus der Krise finden und den Völkern wieder eine Perspektive für Wachstum, Beschäftigung und Hoffnung geben. Bundespräsident Joachim Gauck warnte vor populistischen Strömungen, „die wohlfeil mit antieuropäischen Parolen Stimmung machen“. Das gemeinsame Europa sei „keine Laune der Geschichte“, sondern vielmehr die „Institution gewordene Lehre aus der Geschichte“ und zugleich die „Sicherung gegen Verirrung und Verführung“.

Hartmannsweilerkopf: Erinnerung an die düstersten Zeiten in der deutsch-französischen Geschichte

Als eine der wichtigsten Aufgaben bezeichnete es Gauck, den „tiefen und geradezu lebenswichtigen Sinn“ der EU und ihrer Institutionen immer wieder zu verdeutlichen. Der Hartmannsweilerkopf erinnere an die düstersten Zeiten in der deutsch-französischen Geschichte. Europa sei vor hundert Jahren in die Barbarei versunken. Extremer Nationalismus habe Deutschland zweimal in den Krieg getrieben und Deutsche und Franzosen zweimal gegeneinander aufgehetzt. Doch beide Länder hätten in „schmerzhaften Lektionen gelernt, Gegensätzlichkeit in Vielgestaltigkeit“ zu überführen.

An der Feier auf dem Gipfel des im Süden der Vogesen gelegenen 956 Meter hohen Berges, um dessen Besitz damals einige der blutigsten und sinnlosesten Kämpfe mit schätzungsweise 30 000 Opfern geführt worden waren, nahmen neben regionalen Politikern und Kriegsveteranen auch Soldaten der deutsch-französischen Brigade sowie hundert Jugendliche aus Frankreich und Deutschland teil. Hollande empfing Gauck mit militärischen Ehren und führte ihn dann durch ein Fahnenspalier zur Krypta, dem zentralen Ort der Gedenkstätte.

Deutsch-französischer Gedenkort geplant

Dort unterzeichneten sie eine Erklärung zu dem geplanten deutsch-französischen Gedenkort, der bis 2017 in nächster Nähe als erstes gemeinsames Museum zum Ersten Weltkrieg entstehen soll. Durch die „schrecklichen Kämpfe“ sei der Hartmannsweilerkopf zu einem „heiligen Ort“ geworden, an dem die Erinnerung an die „Zwietracht des 20. Jahrhunderts“ fortlebe, heißt es darin.

In der Mitte der Krypta verneigten sich beide Präsidenten vor dem Bronzeschild mit der Aufschrift „Patrie“ (Vaterland), unter dem die Asche von 12 000 unbekannten französischen und deutschen Soldaten beigesetzt ist. Hollande und Gauck verharrten in einer engen Umarmung und gaben sich, wie 1963 de Gaulle und Adenauer bei der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages, die Accolade (Wangenkuss). Im weiteren Verlauf der Feier umarmten sich beide Präsidenten noch mehrmals und standen sogar einen Moment lang, wie 1984 Präsident François Mitterrand und Kanzler Helmut Kohl in Verdun, auch Hand in Hand nebeneinander.

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