Bolsonaro in Mordfall verwickelt?: „Habe keinen Grund, jemanden umzubringen“, sagt Brasiliens Präsident
Medienberichten zufolge soll Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro in einen Mord verwickelt sein. Der Präsident streitet das ab.
Medienberichten zufolge soll Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro einige Stunden vor der Tat Kontakt zu einem der mutmaßlichen Mörder der Stadträtin Marielle Franco im März 2018 gehabt haben.
Das berichtete die Globo-Mediengruppe am Dienstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf eine Aussage des Pförtners von Bolsonaros Wohnkomplex in Rio. Bolsonaro, damals Kongressabgeordneter, wies dies zurück; laut Parlamentsunterlagen war er an dem Tag in der Hauptstadt Brasilia.
Die linke Stadträtin und Menschenrechtsaktivistin Marielle Franco war am 14. März 2018 im Stadtzentrum von Rio durch mehrere Schüsse getötet worden. Ein Jahr später, am 12. März 2019, nahm die Polizei zwei ehemalige Polizisten als Tatverdächtige fest. Einer von ihnen wohnte schräg gegenüber von Bolsonaros Haus im gleichen Wohnkomplex wie der im Oktober 2018 gewählte und seit Januar amtierende Präsident.
Stunden vor der Tat soll der zweite Verdächtige den Wohnkomplex betreten haben. Dabei habe er dem Pförtner gesagt, dass er zu Bolsonaros Haus wolle. Der Pförtner habe daraufhin mit einer Person in Bolsonaros Haus telefoniert, die den Eintritt autorisierte. Laut dem Pförtner habe er mit Bolsonaro selbst gesprochen. Allerdings zeigen die Unterlagen des Parlaments in Brasilia, dass Bolsonaro an jenem Nachmittag an Abstimmungen im Parlament teilgenommen hat.
Bolsonaro beschimpft Journalisten als „Schurken und Lumpen“
Bolsonaro reagierte auf die Globo-Berichte mit einem während seiner Saudi-Arabien-Reise aufgenommenen Video. Darin beschimpfte der Präsident die Globo-Mitarbeiter als „Schurken und Lumpen“ und warf ihnen mangelnden Patriotismus vor.
Er kritisierte auch die Berichterstattung über Ermittlungen gegen seinen Sohn Flavio, der in einen Korruptionsskandal verwickelt ist. Bolsonaro drohte Globo mit Konsequenzen bei der Erneuerung von Lizenzen für die Mediengruppe. Außerdem sagte er in dem Video: „Ich hatte keinen Grund, in Rio de Janeiro jemanden umzubringen.“
Seit Monaten häufen sich Indizien, dass die Familie Bolsonaro enge Beziehungen zu Milizen-Gruppen in Rio hat. So beschäftigte Flavio über Jahre die Ehefrau und die Mutter des gesuchten Auftragskillers und Ex-Polizisten Adriano Magalhaes da Nobrega, der als Chef der paramilitärischen Gruppe „Büro des Verbrechens“ gilt, in seinem Abgeordnetenbüro in Rio.
Die beiden Verdächtigen im Fall Franco sollen im Auftrag des „Büros“ Morde begangen haben.
Die Linkspolitikerin Franco hatte sich über Jahre im Kampf gegen die Polizeigewalt und die Aktivitäten der Milizen in den Armenvierteln von Rio engagiert. Ihre Ermordung führte zu einer Protestwelle im ganzen Land. Bis heute ist unklar, wer den Mord in Auftrag gegeben hat. (KNA)