zum Hauptinhalt
Ein Haufen Arbeit. Seite für Seite fahndeten die Aktivisten nach unsauberen Stellen in der Dissertation des Verteidigungsministers.
© Tobias Kleinschmidt / picture alliance / dpa

Plagiate an deutschen Universitäten: Guttenbergs Jäger machen weiter

Fünf Jahre nach Karl-Theodor zu Guttenberg sind die Plagiatssucher weiteren Fälschern auf der Spur. Respekt gibt’s dafür kaum. Unser Blendle-Tipp.

Von Torsten Hampel

Sie hat nie aufgehört damit, der Welt schlechte Nachrichten zu überbringen. Nur erkannt wird sie jetzt nicht mehr. Debora Weber-Wulff geht unbehelligt über den Bahnsteig, hinter sich ein Rollköfferchen, auf dem Kopf ein Hut. Sie kommt gerade aus Frankfurt am Main. Sie hat dort einen ihrer Kurse gegeben. Über das Auffinden gestohlener Gedanken. Dass es solche Gedanken gibt, ist als Nachricht ja schon schlecht genug.

Weber-Wulff ist Expertin für Plagiatserkennung in wissenschaftlichen Arbeiten. Vor fünf Jahren waren Plagiate ein großes Thema in Deutschland. Weber-Wulff wurde angesprochen darauf, auf der Straße, in Zügen, „Sie sind doch die von Vroniplag!“, hörte sie die Leute sagen, „Sie sind doch die Guttenberg-Frau!“ Nun geht sie durch den Berliner Bahnhof Südkreuz, und niemand nimmt Notiz.

„Ja, Guttenberg“, sagt Weber-Wulff, „so hat’s angefangen. Na ja, und dann hat’s nicht aufgehört.“ 165 Fälle bis heute, manche quasi bis aufs letzte Komma dokumentiert und den Universitäten zur Kenntnis gebracht. Nur weil die Öffentlichkeit sich abgewandt hat, ist das Problem ja nicht weg.

Weber-Wulff war damals, Mitte Februar 2011, auch unterwegs. In Heilbronn war sie, wieder eines ihrer Kurse wegen, nachts im Hotel kam ein Anruf. Der Bekannte am anderen Ende war aufgeregt. Ob sie es schon mitbekommen habe, das mit dem Verteidigungsminister? Nein, habe sie nicht, er möge sich beruhigen, sie schaue sich das am nächsten Tag mal an.

Am nächsten Tag stand es dann in der Zeitung, Karl-Theodor zu Guttenberg hatte in seiner Doktorarbeit großflächig von anderen abgeschrieben. Im Zug zurück musste Weber-Wulff die ganze Zeit über Journalistenfragen beantworten, die Presse wollte eine Einschätzung der Expertin. Das Land hatte ein Debattenthema gefunden.

Guttenberg stritt ab. Schriftlich ließ er ausrichten: „Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus.“ Journalisten fanden weitere abgeschriebene Stellen, einige Leute initiierten die Gründung eines Rechercheteams und nannten es „GuttenPlag“.

Aus „GuttenPlag“ ist in der Zwischenzeit „VroniPlag Wiki“ geworden, Weber-Wulff macht dort mit. Sie recherchiert, sie schreibt Berichte an die betroffenen Hochschulen. Verbunden mit der Hoffnung, die mögen Konsequenzen daraus ziehen.

Es gibt Zufallsfunde...

Lesen Sie die ganze Geschichte für 45 Cent im digitalen Kiosk Blendle.

Zur Startseite