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Die bestehenden Parteien bedienen große Teile der Bevölkerung nach Ansicht von Karl-Theodor zu Guttenberg "nur noch mit Phrasen und den immer gleichen Scharmützeln".
© Reuters

Ex-Verteidigungsminister: Guttenberg spricht über Rückkehr

Nach der Einstellung des Ermittlungsverfahrens wegen Urheberrechtsverletzung denkt Ex-Verteidigungsminister Guttenberg laut über eine Rückkehr in die Politik nach. Dafür sieht er verschiedene Möglichkeiten.

Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg liebäugelt ein halbes Jahr nach seinem Rücktritt mit einer Rückkehr in die Politik. Er bleibe ein politischer Mensch und werde sich „sicherlich weiterhin äußern“, sagte Guttenberg in einem Interview mit „Zeit“-Chefredakteur und Tagesspiegel-Herausgeber Giovanni di Lorenzo, das in der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ erscheint.

„Ob das mit einer politischen Position verbunden sein wird, muss die Zeit zeigen.“ Im Moment sei die Frage für ihn „gänzlich offen“.“ Offen ließ Guttenberg, der vor kurzem in die USA übergesiedelt war, die Frage, ob er sich für eine neue Partei engagieren könnte. „Ich bin zurzeit Mitglied einer Partei, die einen langen Weg zu gehen hat, um von der Abwärtsbewegung der sogenannten Volksparteien nicht ergriffen zu werden“, sagte der frühere Minister. Der Nachfrage, was das Wort „zurzeit“ bedeuten solle, wich er aus: „Ich möchte es dabei bewenden lassen. Nicht jede Betonung muss bereits eine Drohung sein.“

Der 39-Jährige will aber auf jeden Fall zurückkehren. „Deutschland ist meine Heimat. Dort bin ich fest verwurzelt. Und ich bin viel zu verliebt in diese Heimat, als dass ich ihr einfach so den Rücken kehren könnte.“ Gleichzeitig ließ sich Guttenberg auf ausführliche Erörterungen darüber ein, wie eine solche Neugründung beschaffen sein müsste. Er glaube, dass jede neue Partei „momentan in der Mitte erfolgreicher wäre als am Rand“. Die bestehenden Parteien bedienten die Mitte in den Augen eines erheblichen Teils der Bevölkerung „nur noch mit Phrasen und den immer gleichen Scharmützeln“.

Entscheidend für den Erfolg einer neuen Partei sei eine Programmatik wie ein klares Bekenntnis zu Israel, die gewisse Randgruppen und Querulanten abschrecke, sowie dazu passende Köpfe. Den Menschen mangle es in der Politik generell an Köpfen, „die bereit sind, für Inhalte zu streiten und nicht die Segel streichen, wenn der Wind mal sehr eisig bläst“.

Guttenberg bestreitet weiterhin, dass seine Doktorarbeit ein Plagiat war. Lesen Sie weiter auf Seite 2.

Guttenberg wies in der „Zeit“ erneut den Vorwurf von sich, dass seine Doktorarbeit ein Plagiat war. „Wenn ich die Absicht gehabt hätte zu täuschen, dann hätte ich mich niemals so plump und dumm angestellt, wie es an einigen Stellen dieser Arbeit der Fall ist“, sagte er. Ihm sei die Aufgabe über den Kopf gewachsen. „Das politische Leben hat mich nicht überfordert, wohl aber die parallele wissenschaftliche Arbeit.“ Er habe über Jahre hinweg auf „mindestens 80 Datenträgern“ einen „großen Text- und Gedankensteinbruch“ zusammengetragen und dabei den Überblick verloren. Guttenberg wies erneut auch den Verdacht zurück, dass er sich die Arbeit von anderen hat schreiben lassen: „Ich habe den Blödsinn wirklich selbst verfasst, und ich stehe dazu.“

Die Staatsanwaltschaft Hof gab am Mittwoch bekannt, dass sie ihr Ermittlungsverfahren wegen Urheberrechtsverletzung gegen Zahlung von 20.000 Euro an die Kinderkrebshilfe eingestellt hat. Die Ermittler begründeten die Einstellung damit, dass der materielle Schaden aus dem Missbrauch fremder Artikel zu gering sei, um öffentliches Interesse an Strafverfolgung zu rechtfertigen. Der CSU-Rechtspolitiker Norbert Geis sah einen Freispruch zweiter Klasse.

Die CSU-Spitze reagierte zurückhaltend auf die Wortmeldung des einstigen Hoffnungsträgers. Parteichef Horst Seehofer versicherte zwar, die CSU wünsche sich die Rückkehr: „Er gehört zu uns, wir wollen ihn.“ Er machte zugleich deutlich, dass er Guttenberg keinen Platz frei hält: „Im Moment arbeiten und planen wir mit den Persönlichkeiten, die Tag für Tag rund um die Uhr für die politische Familie der CSU unterwegs sind.“

Robert Birnbaum

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