Nach Putschversuch in Türkei: Gülen verteidigt sich gegen Erdogans Vorwurf
Der islamische Prediger Fethullah Güllen sagt der "New York Times", möglicherweise stecke der türkische Präsident Erdogan selbst hinter dem Putschversuch - er selbst jedenfalls nicht.
Der im US-Exil lebende islamische Prediger Fethullah Gülen hat erneut jegliche Verwicklung in den Putschversuch in der Türkei zurückgewiesen. In einem seltenen Zeitungsinterview sagte der Kleriker der "New York Times" vom Samstag, möglicherweise stehe der mit ihm verfeindete türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan selbst dahinter.
"Ich weiß nicht, wer meine Anhänger sind", sagte Gülen der "NYT" auf die Frage, ob Unterstützer von ihm an dem Umsturzversuch beteiligt gewesen seien. Da er "diese Individuen" nicht kenne, könne er auch nicht über ihre mögliche Verwicklung sprechen. "Es könnte etwas von der Opposition oder von Nationalisten sein. Ich bin seit 30 Jahren aus der Türkei weg und habe das nicht verfolgt."
Es sei möglich, dass Erdogan selbst hinter dem Umsturzversuch stehe, sagte Gülen in seinem Anwesen in Saylorsburg im US-Bundesstaat Pennsylvania. Allerdings könne er keine "Anschuldigungen ohne Beweise" vorbringen. "Es könnte eine Lüge sein, es könnte ein falscher Vorwurf sein (...)." Einige Führer inszenierten "falsche Selbstmordanschläge", um mit stärkerer Hand regieren zu können, "solche Leute könnten sich solche Szenarien einfallen lassen", sagte Gülen weiter.
USA wollen Beweise vor möglicher Auslieferung Gülens
Der 75-jährige Gülen hatte sich bereits zuvor gegen Anschuldigungen seines einstigen Verbündeten Erdogans verwahrt, seine Anhänger seien für den versuchten Militärputsch verantwortlich. Zugleich verurteilte er den Putschversuch "auf das Schärfste".
Erdogan verlangte von Washington die Auslieferung seines Erzfeinds Gülen. US-Außenminister Kerry sagte bei einem Besuch in Luxemburg zu, ein Auslieferungsgesuch der Türkei zu prüfen, wenn sie richtige Beweise gegen Gülen vorlegen könne.
Gülen hatte sich 2013 mit Erdogan überworfen, als die Justiz umfassende Korruptionsermittlungen zu Politikern und Geschäftsleuten aus dem Umfeld des damaligen Regierungschefs eingeleitet hatte. (AFP)